David Taus hatte im Boten eingeladen und viele Landsleute jung und alt waren für ein gemütliches Treffen ins schöne Weingut Kreuzhof gekommen. Davon berichtet er im Sekitscher Boten selbst und bringt seine Freude darüber zum Ausdruck. Ich wünsche mir, daß wir dieses Treffen im nächsten Jahr fortsetzen und weiterhin die Nachkommen unserer Sekitscher und Feketitscher Landsleute kennenlernen.

 

Schon in Freinsheim habe ich davon berichtet, daß ich am 22.Juni wieder nach Sekitsch fahren werde. Wir hatten 2014 in der Hauptversammlung die Restaurierung des Heldendenkmals in Sekitsch beschlossen. Die Arbeiten sollten nun fertiggestellt sein und ich wollte die geleistete Arbeit überprüfen und die Bezahlung vornehmen. Von den Spenden unserer Landsleute konnte die Restaurierung bezahlt werden. Ein Antrag beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Kassel, hat zu einer Beteiligung an den Kosten geführt. Wir bedanken uns für diese Zuwendung und das entgegengebrachte Vertrauen in unsere Vereinsarbeit. Am 14.Juli 2014 konnten wir zum Gedenken einen Kranz mit einer Schleife am Heldendenkmal in Sekitsch ablegen. Anwesend waren Oswald Hartmann und Marta Wolf, Helga und Peter Eisele, Holger Zuschlag und unser Freund Djurica Savkov, aus dem Banat. Im Namen aller Sekitscher Familien haben wir an die Gefallenen Soldaten im 1.Weltkrieg gedacht.

Fotos dazu finden Sie auf der homepage www.sekitsch-feketitsch.de

 

Ihre Helga Eisele geb.Tauss, 1.Vorsitzende

 

 

Am 4.November 2013 feierte Dorothea (Doris) Exle, geb. Weber, geboren in Feketitsch ihren 90. Geburtstag in Lampertheim bei guter Gesundheit im Kreis ihrer Familie. Auf dem Bild sind abgebildet Frau Exle mit Sohn Edgar David und den beiden Enkelsöhnen Sascha Andre und Dominik Martin.

Doris Exle wohnt seit 1949 in Lampertheim und war mit David Exle (Platters) aus Sekitsch verheiratet. Zu den Gratulanten gehörten auch Schwiegertochter Martina, der Bürgermeister der Stadt Lampertheim, der auch die Grüße des hessischen Ministerpräsidenten überbrachte, sowie der Pfarrer der evangelischen Lukas Gemeinde, bei der sie bis heute am „Club des goldenen Alters“ teilnimmt. Zu den Gratulanten der Jubilarin gehörten viele Freunde und auch Landsleute.

Herzliche Grüße David Taus und Christine Bittlingmayer

Reisebericht Mai 2014

 

10 Jahre sind nach unserem letzten Aufenthalt in Novi Sad vergangen. Es war Zeit, die Familie meiner Schwester einmal wiederzusehen und die Veränderungen wahrzunehmen, die sich seit 2004 vollzogen haben. Ebenso unbefangen wie 2004 kehrte ich also in die Heimat meiner Mutter (Fritze Luise) zurück. Seit 2004, also noch zu Lebzeiten meiner Mutter, haben wir viel über meine erste Reise gesprochen. Gern hätte ich meine Mutter dabeigehabt. Ich konnte lange nicht verstehen, dass sie ihr Elternhaus nicht mehr wiedersehen wollte. Sie wollte es so in Erinnerung behalten, wie sie es damals zwangsweise verlassen musste.

Am 05.Mai war es endlich soweit, dass wir uns wieder einmal in den Armen liegen konnten. Vom Flugplatz in Belgrad sind wir dem Auto die alte Strecke über die Dörfer des Srem gefahren, damit ich auch von dort einen Eindruck gewinnen kann. Immerhin haben sich auch viele ehemalige Sekitscher Einwohner dort niedergelassen und Familien gegründet. Es ist immer noch ein Problem, die sogenannten Binnenwanderer zu erforschen. Wenn man die Orte Surtschin, Neu- und Alt Pasua, Krtschedin und Sremska Mitrowitza durchfährt, hat man den Eindruck, dass die Zeit dort stehen geblieben ist. An den Ortsanlagen mit den breiten Straßen und den typischen Hauszugängen hat sich fast nichts verändert. Die ehemaligen deutschen Häuser sind mehrheitlich noch in dem Zustand erhalten, wie sie damals von den Deutschen verlassen wurden. Es aber anzumerken, dass die gesamten Ortsanlagen recht gepflegt aussehen und man sich bemüht, die Bauten zu erhalten. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass man in die Vergangenheit zurückgeführt wurde. Die ehemaligen Kirchen unserer Vorfahren sind dort gut erhalten und sehen sehr gepflegt aus. Es sind alle Merkmale der deutschen Kirchen erhalten. Man erkennt auf Anhieb, wo Deutsche lebten. Die sogenannten Lang- und Querhäuser sind noch im alten Stil vorhanden und je nach finanziellen Mitteln der Bewohner liebevoll gepflegt. Teilweise sind aber auch die alten Bauten durch Neubauten ersetzt worden, was nach meinem Geschmack nicht immer vorteilhaft für das Ortsbild ist.

Meine erste Woche war ganz der Familie gewidmet, das Wetter war herrlich und so konnten wir mit dem Fahrrad die Strände der Donau erkunden. Ein besonderes Erlebnis war wieder die Festung Petrovaradin. 2004 haben wir die Festung unterirdisch erkundet mit einem Begleiter des Museums. Diesmal haben wir die Festungsanlage oberirdisch erwandert und den herrlichen Ausblick auf die Donau genossen. Die 1999 zerstörten Brücken sind alle wieder hergestellt, wenn auch an anderem, etwas versetzten Platz. Novi Sad ist wieder eine pulsierende Stadt geworden.

Am Sonntag war es dann endlich soweit und ich konnte mein Versprechen, unsere Helga Eisele in Sekitsch zu besuchen, einlösen. Nach dem Mittagessen haben wir uns aufgemacht und sind mit dem YUGO meines Schwagers nach Sekitsch aufgebrochen. Wir haben wieder den Weg über die alten Straßen genommen. Es gab keinen Zeitdruck und so konnte man wieder eine Zeitreise unternehmen. Gerade wenn man an Jarek vorbeifährt, kommen viele Erinnerungen hoch (die ich ja nur aus Augenzeugenberichten kenne) an diese unsägliche, leidverbundene Zeit. In Sekitsch angekommen, waren wir zunächst irritiert, denn kein Straßenname ist dort ausgeschildert. Wir wussten ja nur, dass sich Helgas Haus gegenüber der Schule befindet, so hat sich mein Schwager dann durchgefragt. Nach kurzer Suche haben wir dann das Anwesen gefunden, mit dem Hinweis: „Ich bin im Garten“.

Die Wiedersehensfreude war groß und auch das Wetter war herrlich, sodass wir den Nachmittag im Garten voll genießen konnten. An diesem Tage waren auch Gottfried Karbiner mit seiner Frau Doris, Gertrude Seibert und Jakob Leipold anwesend und so konnten sie auch meine Familie kennen lernen. Für meinen Schwager, der nur Ungarisch und Serbisch spricht, war es eine gute Unterhaltung, denn Jakob Leipold konnte sich mit ihm vorzüglich in ungarisch unterhalten. Mein Empfinden war, dass er diese Unterhaltung auch genossen hat und vielleicht selbst erstaunt war, was noch in seinem Alter alles von der alten Schule an Sprachkenntnissen abrufbar war. So war die Unterhaltung mal im Deutschen, dann im Schwäbeln, dann in Ungarisch. Eine nette und liebe Truppe, die da beisammen waren. Und Helga war eine liebevolle Gastgeberin. Es wurde viel über die Zeit in Sekitsch und über das Erlebte gesprochen. Leider ist das geplante Museum im Haus von Helga immer noch nicht fertig. Derzeit sieht es noch wie ein Sammelsurium von Donauschwäbischen Utensilien aus, die den Charakter des typischen Sekitsch nicht unbedingt wiedergeben. Ich habe Helga deshalb versprochen, aus meinen Unterlagen etwas Interessantes herauszusuchen, damit das Museum den typischen Charakter von Sekitsch unterstreicht und wirkungsvoller als Dauerausstellung wirkt.

Am späten Nachmittag sind wir dann alle zum Weingärtnerfriedhof gefahren, wo wir weiße und rote Rosen am Denkmal hinterlegt haben. Tags zuvor hatten Helga und ihre Gäste die Anlage um den Gedenkstein der Sekitscher noch gesäubert und so ist dieses schöne Bild entstanden. Auf dem Friedhof hat Helga mir noch 3 Gräber von Sekitschern gezeigt, die nicht geflüchtet waren und in Lovcenac verstorben sind. Diese Gräber habe ich für Dokumentationszwecke fotografiert.

Danach haben wir noch mal das Haus meiner Großeltern in der Schwabengasse angesehen.

Ich hatte den Ortsplan vergessen mitzunehmen. Ich wusste nur, Schwabengasse Ecke Zackelgasse. Und ich hatte das Haus ja schon 2004 gesehen. Dort, wo wir anhielten, keine Spur des Hauses, wir sind dann noch vorgelaufen und ich hatte es dann entdeckt. Die neue Hausnummer ist Nr. 92. Alles ist noch wie vor 10 Jahren, vorzüglich erhalten von den Montenegrienern, die darin wohnen. Leider hat sich die Gelegenheit nicht ergeben, den alten Herren wiederzusehen, der uns 2004 so herzlich begrüßte und immer wieder nach meiner Mutter fragte.

Danach sind wir dann mit Tamara nach Novi Sad zurückgefahren. Tamara studiert und war eine Austauschschülerin, zu der Gottfried Karbiner seit vielen Jahren Kontakte pflegt. Sie hat uns erzählt, er ist wie ihr Großvater und die Familien haben gute Kontakte zueinander und sie nutzt jede sich ergebene Gelegenheit die Karbiners zu treffen.

Die letzte Woche meines Aufenthaltes war von Dauerregen begleitet. Man konnte nicht vor die Haustür gehen, großflächig waren Gebiete überschwemmt und in den Nachrichten hörte man ganztags Hilferufe und es wurde immer wieder von Freiwilligen berichtet, die in den Katastrophengebieten helfen.

Da Novi Sad nicht direkt vom Hochwasser bedroht war, habe ich die Regenzeit genutzt und im Archiv der Vojvodina noch weitere Abschriften aus bisher fehlenden Kirchenbüchern getätigt. Damit sind alle Unterlagen, die sich in diesem Archiv befinden für unsere Familienbücher abgearbeitet.

Am 18.Mai bin ich dann bei schönem Wetter von Belgrad nach Hause geflogen und wurde in Berlin mit Dauerregen empfangen. So hat sich dann der Kreis meiner Reise geschlossen.

Brigitte Wolf

 

 

Reise in die alte Heimat

 

Eine schon lange geplante Reise in die alte Heimat nach Sekitsch und Feketitsch ist nun am 07. 05. 2014 Wirklichkeit geworden. Die Idee entstand unter anderem auch dadurch, dass Jakob Leipold,er wohnte früher in Sekitsch in der Ober-Reihe, mit 12 Jahren ins Internierungslager kam und er und seine Mutter wurden von einer ungarischen Familie Szatmarie-Toth rausgekauft, auf einen Salas, wo er zweieinhalb Jahre lebte. Er lernte in dieser Zeit ungarisch und serbisch, was er bis heute noch sehr gut beherrscht. Er erzählte oft, dass er sich in Sekitsch noch sehr gut auskennt und noch weiß, wer in welchem Haus wohnte. Eine bessere Voraussetzung für eine Reise in die Vergangenheit gibt es nicht. Dazu kommt noch, dass er ist bis heute mit der Tochter dieser Familie in schriftlichem Kontakt steht, natürlich in ungarisch.

Mein Name ist Gertrud Schultheiß, geb. Seibert und ich bin 1941 in Sekitsch in der Hauptgasse geboren, ich lebte dort bis meine Mutter und meine Großeltern mit mir am 9. Okt. 1944 geflüchtet sind.Ich kann mich also nicht mehr an vieles erinnern, aber vom Erzählen meiner Eltern und Großeltern, weiß ich noch vieles über die alte Heimat.Wir hatten zuerst vor an einer Busreise teilzunehmen, aber dies klappte nicht, und jetzt waren wir in unserer kleinen Gruppe flexibler.So sind wir zu viert, Gottfried Karbiner seine Frau Doris Karbiner, Jakob Leipold und ich in die alte Heimat gestartet. Wir sind von Basel mit dem Flugzeug nach Budapest geflogen. Am Flughafen in Budapest habe ich meine Kusine kurz getroffen, welche in Budapest wohnt, ich hatte sie schon länger nicht gesehen und es war ein herzliches Wiedersehen. Am Flughafen hatten wir ein Auto gemietet, mit dem wir dann in Richtung Serbien nach Sekitsch losfuhren. Die Autobahnen in Ungarn und Serbien sind sehr gut, man kann da von Budapest bis Feketitsch auf der Autobahn fahren ohne Stress, denn es ist kein großer Verkehr.Wir sind dann von Ungarn über Horgos nach Serbien gefahren, an der Grenze gab es keine Schwierigkeiten. In Serbien machten wir zuerst in Senta halt, wo wir diese bekannte Familie vom Jakob besuchten. Das war ein freudiges Wiedersehen, vor 32 Jahren hatte er diese Familie schon einmal besucht. Aber hier ist die Welt stehen geblieben, alles war noch so wie beim letzten Besuch.Am nächsten Tag waren wir noch einmal dort, wir wurden zu einem herrlichen Mittagessen eingeladen.

Wir sind dann über B.-Topola und Hedyes nach Sekitsch gefahren. Es war schon spät am Abend als wir bei Helga Eisele in ihrem wunderschönen renovierten Sekitscher Haus ankamen. Gottfried und seine Frau Doris waren dort untergebracht. Jakob und ich hatten 2 Zimmer beim Pipatsch in Feketitsch gebucht. Dies war schon ein sehr spezielles Hotel ebenso die Unterbringung , eigentlich hatten die 7 Tage Urlaub und dies der Buchungsstelle nicht mitgeteilt. Wohnen konnten wir im Privathaus der Familie Kelemen, aber Frühstück gab es nicht. Dafür lud uns Helga Eisele jeden Morgen zu einem herrlichen Frühstück ein mit selbstgekochtem Zwetschge-Schlegel und sonstigen Köstlichkeiten. Ein besonderes Erlebnis war, wir haben alle im Sekitscher-Dialekt miteinander gesprochen und so manche Geschichte unserer Eltern erzählt. Unser ganzes tolles Programm in diesen Tagen hat die Helga Eisele zusammengestellt. Wir wurden z. B. von Freunden von der Helga eingeladen. Überall wurden wir sehr herzlich empfangen. An einem Abend waren wir beim Winzer Lodi Miklos eingeladen, zu einem 6 Gänge-Menue wurden immer die passenden Weine dazu angeboten. Ein herrlicher Abend direkt neben den Reben in einem mit Stroh gedeckten Gartenhaus.

Wir sind oft durch Sekitsch und Feketitsch gefahren und gelaufen und haben die Häuser unserer Familie und Bekannten gesucht, oft ohne Erfolg! Es ist halt eine lange Zeit vergangen und es hat sich sehr viel verändert. Besonders in Feketitsch gibt es viele schöne Häuser, welche sehr gepflegt sind aber völlig umgebaut und nicht wiederzuerkennen. Aber es gibt auch viele heruntergekommene Häuser speziell in Sektisch und viele Häuser stehen schon lange nicht mehr.

In B.-Topola waren wir zum Abendessen in einem sehr schön renoviertem Salasch mit einem ausgezeichneten Essen, hier hat auch unsere Kanzlerin Angela Merkel schon übernachtet, sicher wollte sie sehen, wie die Deutschen früher hier gelebt haben.Die einheimische Bevölkerung war sehr freundlich zu uns. In Sekitsch haben uns einheimische Kinder in deutsch angesprochen. In Feketitsch und Hedyes wird in der Schule englisch und deutsch unterrichtet, und in Sekitsch englisch und russisch.Wir besuchten auch den Weingärtner-Friedhof. Hier wurden in einem großen Gemeinschafts- grab die Gebeine unserer Sekitscher Vorfahren beigesetzt.. In einer Gemeinschaftsaktion halfen wir der Helga dieses große Grabfeld zu pflegen , hier steht auch zur Erinnerung der große Grabstein für unsere Sekitscher Verstorbenen.Alles in allem sind wir froh und glücklich, dass wir jetzt diese lang diskutierte Reise so eindrucksvoll erleben durften.

Wir waren ein gutes TEAM:

Unser Fahrer der Gottfried Karbiner, seine Frau Doris, Jakob Leipold und Gertrud Schultheiß , geb Seibert.Wir konnten auch noch das vorgesehene Museum besichtigen, viele Gegenstände kannten wir noch von früher, schade dass sich die Eröffnung so lange hinzieht, aber wie überall mahlen die öffentlichen Behörden langsam. Zum Schluss noch ein herzliches „ Dankeschön“ an dich Helga Eisele, ohne deine Unterstützung wäre diese Reise nicht so erlebnisreich ausgefallen.

 

 

Liebe Landsleute in den USA

 

viele von Ihnen erhalten den Sekitscher Boten und so bleiben wir in Kontakt. Die Nachricht vom Tode unseres Sekitscher Landsmann Peter Pister am 13.März 2013 in Chicago hat mich veranlasst, den folgenden Bericht über die Sekitscher in Chicago für unsere Leser zu veröffentlichen. Die älteren Leser werden sagen, ja so ist es gewesen und für die junge Generation ist es vielleicht von großem Interesse zu erfahren, daß die Sekitscher bereits in den Jahren von 1903 bis 1914 nach Amerika ausgewandert sind.

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit dieser interessanten Reise durch Chicago und unserem Landsmann Lucas Burger herzlichen Dank für diesen informativen Bericht.

 

Helga Eisele

 

Die Sekitscher in Chicago

von Lucas Burger

 

Die großartige Metropole am schönen Lake Michigan zog in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts nicht nur tausende Immigranten aus Italien, Irland, Polen, Deutschland und Litauen an, sondern auch einige Sekitscher. Neben New York hatte Chicago, obwohl viel kleiner, doch die zweitgrößte Ansiedlung von Sekitschern in den USA. Im Zuge der industriellen Entwicklung wurde auch Chicago Standort der Großindustrie, was zu einem Zustrom von Einwanderern aus aller Herren Länder führte. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war die Stadt zum bedeutensten Eisenbahnknoten punkt der Vereinigten Staaten ausgebaut worden. Sie hatte den größten Schlachthof der Welt und war zum wichtigsten Umschlagplatz des Viehhandels und landwirtschaftlicher Produkte geworden. Wegen seines Schlachthofs,( den Union Stock Yards), wurde Chicago auch Sitz großer fleischverarbeitungs Konzerne wie Armour, Swift und Libby. Die Kraft Co. hatte sich schon sehr früh einen großen Teil der Käseproduktion gesichert. Pullman, Hersteller der bekannten Eisenbahn waggons, hatte im Süden der Stadt ein riesiges Werk mit eigener Wohnsiedlung für seine Arbeiter aufgebaut. Landwirtschaftliche Geräte wurden in den Fabrikhallen des McCormick International Harvester Betriebs hergestellt und die gigantische, vor den Toren der Stadt liegende Stahlindustrie von Gary versorgte alle mit dem nötigen Rohmaterial. Die Stadt blühte und lockte mit ihrem Wohlstand nicht nur fleißige, arbeitsuchende Menschen, sondern auch Gangster und Ganoven wie John Torrio und „Scarface“ al Capone an. Ihre erfolgreichste Zeit hatten diese Verbrecher während der Prohibition, als sie es verstanden, trotz des Alkoholverbots ihre Kunden mit alkoholischen Getränken für teures Geld zu versorgen. Eliot Ness, der Hüter des Gesetzes, war bestrebt sie alle entweder wieder auf die rechte Bahn zu bringen oder sonstwie auszuschalten. Vor dem Biograph Kino, das unmittelbar in der Nähe des Wohngebiets einiger Sekitscher lag, wurde 1934 der Bankräuber und Mörder Johan Dillinger von der FBI auf der Straße erschossen. Obwohl das heutige Chicago ein viel ruhigeres Pflaster geworden ist, hängt ihm immer noch der Ruf seiner Gangster Vergangenheit an. Clevere Stadtführer wissen diese Gelegenheit zu nutzen und bieten abenteuersuchenden Touristen eine eigenserfundene, nostalgische Gangster-Tour an.

Von 1903 – 1914 waren ungefähr 490 Sekitscher nach Amerika gekommen. Die meisten blieben in New York, manche entschieden sich aber auch für Illinois und Ohio. Sie waren mit der Absicht ins Land gekommen, nur so lange hier zu bleiben, bis sie genügend Geld verdient hatten, um sich dann zu Hause eine bessere Existenz aufbauen zu können. Einige unternahmen diesen langen, beschwerlichen Reiseweg sogar öfters. 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde die Ein- und Ausreise völlig eingestellt. Erst ab 1920, als nach Ende des Krieges sich die Sekitscher von den Allierten plötzlich ins serbische Königreich Jugoslawien versetzt fanden, begann eine neue Auswanderungswelle. Zwischen 1920 – 1924 waren ca. 360 Sekitscher nach Amerika ausgereist, denen in späteren Jahren weitere folgten.

Heute läßt sich nicht mehr feststellen, wer die ersten Sekitscher waren, die nach Chicago kamen.Fest steht aber, daß sich 1903 Friedrich Thomas, Christina Thomas, Jakob Wagner, Jakob Hess und seine Eltern, Jakob und Juliana Hess, Philipp Klein, Konrad Tauss, Jakob Scheer, Nikolaus Roth, Konrad Burger, Peter Becker und einige mehr bereits in Chicago befanden.

Ob diese hier blieben, nach New York umsiedelten oder wieder in die alte Heimat zurückkehrten, läßt sich schwer ergründen. Später kamen noch viele dazu, so daß sich nach einer gewissen Zeit ein beträchtliches Häuflein von Landsleuten hier angesammelt hatte. Gewohnt haben sie damals auf der Südseite der Stadt in der 21st Street, in deren Nähe auch ihre Arbeitsplätze lagen. Die St.Matthew Evangelical Lutheran Church in der 21st Street war ihr geistliches Zuhause. Diese Kirche war auch der Ort, an dem sie sich Sonntags nach dem deutschen Gottesdienst noch für eine Weile zusammen taten, um Neuigkeiten über ihre Familien und etwaige Nachrichten aus der alten Heimat auszutauschen.

Ihre Kinder schickten sie in die Privatschule der St. Matthew Kirche, wo diese eine Elementarausbildung und Religionsunterricht in englische Sprache erhielten. Deutsch lernten sie zu Hause, in den deutschen Vereinen oder in der Wochenendschule. Verheiratet, getauft und konfirmiert wurden sie ebenfalls in der St. Matthew Kirche. Die Verstorbenen fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem evangelischen Concordia Friedhof an der Madison Street, wohin sie auf ihrem letzten Weg nicht nur von ihren Familien, Verwandten und Bekannten, sondern auch vom Pastor der St. Matthew Kirche begleitet wurden. Heute leben in der Umgebung dieser Kirche hauptsächlich Spanisch sprechende Menschen, und folglich wird der Gottesdienst jetzt in spanischer Sprache abgehalten.

Nach und nach verließen die Sekitscher die 21st Street und zogen auf die Nordseite der Stadt.In ihrer alten Nachbarschaft hatte sich die ethnische Bevölkerungsmischung allmählich verändert, und so zogen die einen aus und die anderen ein. Auf der Nordseite wohnten die Sekitscher zwar immer noch nahe beieinander, aber nicht mehr so dicht nebeneinander wie in der 21st Street. In dieser Gegend waren sie hauptsächlich auf die Dayton, Bissel, Orchard, Fremont, Burling, Larabee und Sheffield Streets verteilt. Hier schlossen sie sich der Gemeinde der St. James Evangelical Lutheran Church an, wo sie genau wie in der St. Matthew Church dem sonntäglichen deutschen Gottesdienst beiwohnen konnten. Ihre Kinder besuchten auch hier die Privatschule der St. James Kirche, und ihre Trauungen, Taufen und Konfirmationen fanden ebenfalls hier statt. Beerdigt wurden die Verstorbenen nun entweder auf dem St. Luke oder Montrose Friedhof, die neben einander in der Pulaski Street liegen. Auch jenen Sekitschern, die nach dem Zweiten Weltkrieg das Glück und die Gnade Gottes hatten, Titos mörderischer Partisanenhorde und ihren Konzentrations- und Vernichtungslagern in Jugoslawien zu entkommen, bot Chicago, nachdem sie hier angekommen waren, bereitwillig ein neues Zuhause an.

Chicago ist eine lebhafte, vielseitige Stadt, in der alles, was man von einer Großstadt erwartet vorhanden ist: Industrie, Handel, Kommerz, Messezentrum, Schulwesen, Sport und Freizeitanlagen, Theater, Tierparks, Museen, usw. Mit dem O' Hare Airport besitzt Chicago den meistangeflogenen Flughafen der Vereinigten Staaten. Im Oktober 1871 waren weite Teile der Stadt einer Brandkatastrophe zum Opfer gefallen, doch innerhalb kurzer Zeit war der Brandschaden wieder behoben, so daß 22 Jahre später bereits eine weit beachtete Weltausstellung abgehalten werden konnte. Seither ist Chicago ein Mekka der neuen amerikanischen Architektur geworden. Architekten wie Louis Sullivan, Frank Lloyd Wright, Mies van der Rohe und in neuester Zeit auch Helmut Jahn schufen sein Stadtbild. Mit dem 443 Meter hohen Sears Tower und seinen 110 Stockwerken besaß Chicago einst das höchste Gebäude der Erde. Heute ist der Tower zwar immer noch der höchste Büroturm der USA, weltweit mußte er aber diesen Rang schon vor einigen Jahren anderen, ihn überragenden Wolkenkratzern, abtreten.

Mit dem Ableben der älteren Generation wird das Häuflein der Sekitscher in Chicago immer kleiner. Ihre Nachkommen sind längst schon aus dem alten Stadtviertel, in dem sie einst geboren wurden, fortgezogen. Sie leben nun entweder in den verschiedenen Vororten der Stadt, oder sind mit ihren Ehepartnern und Familien in andere Staaten der USA umgezogen. Doch die Erinnerung an das was ihre Eltern und Großeltern ihnen einst über Sekitsch mitteilten und erzählten, werden sie für immer liebevoll in ihren Herzen tragen.

 

Lucas Burger, Mount Prospect, Illinois

 

Reisebericht von Sanja V., 14 Jahre, Schülerin in Feketitsch

 

Gastkinder aus der alten Heimat auf Besuch in Deutschland. Diesmal waren es Senka, Sanja und Agnes, drei Mädchen. 24. Juni bis 1. Juli 2012

 

Unsere Reise nach Deutschland war lang, aber auch schön. Als wir bei der Frau Eisele angekommen waren, waren wir wegen des Weges sehr müde. Das Haus von Frau Helga ist ziemlich groß und wunderbar. Frau Eisele hat uns durch das Haus geleitet. Am ersten Tag haben wir die „Wilhelma”, den Botanischen Garten und Zoo in Stuttgart, besucht. Dort war es sehr interessant, wir haben so viele Arten von Tieren und Pflanzen gesehen. Besonders haben uns die Elefanten und Affen gefallen. Nach dem Besuch der Wilhelma haben wir in einer Pizzeria zu Abend gegessen und anschließend gab es ein Eis zum Nachtisch. Am zweiten Tag haben wir das Mercedes-Benz Museum besucht. Dort haben wir die ältesten Mercedes Wagen, die im Jahr 1886 konstruiert wurden, gesehen. Aber dort konnte man auch die modernsten Mercedes Autos sehen. Im Museum waren wir bis zum Nachmittag. Die Verwandten von Frau Helga haben uns am Mittwoch auch einige Besonderheiten gezeigt. Zusammen mit ihnen haben wir das Ritter-Schokoladen-Museum besucht. Dort hat man uns gezeigt, wie man Schokolade macht, und die Verwandten haben uns nach der Tour so viel Schokolade gekauft, wie wir mochten. Am Nachmittag haben wir Burg Hohenzollern besucht. Dort hat es uns sehr gefallen. Den Abend haben wir zu Hause bei Frau Helga verbracht und noch einmal das Erlebte des Tages besprochen. Am nächsten Morgen haben wir das Büro der Donauschwäbischen Kulturstiftung in Stuttgart besucht. Dort haben wir die Mitarbeiter kennengelernt und ein bißchen von unserer Heimat erzählt. Anschließend haben wir eine kulturelle Besichtigungstour durch Stuttgart gemacht. Das Alte und Neue Schloß und die Königstraße haben wir gesehen. Gegen Abend sind wir nach Ulm gefahren. Dort sind wir zwei Tage geblieben und haben in der Jugendherberge geschlafen. In Ulm haben wir das Ulmer Münster gesehen und das Donauschwäbische Zentralmuseum besucht. Im Museum haben wir die Geschichte über die Donauschwaben gehört. Und am Ende, schade, kommt aber der Rückreisetag. Frau Helga hat uns zur Bushaltestelle begleitet und so hat unsere Rückreise begonnen. Dieser Besuch in Baden-Württemberg war kurz und knapp, aber sehr interessant und lehrreich. Wir bedanken uns bei Frau Helga, der Donauschwäbischen Kulturstiftung und den Verwandten von Frau Helga, Doris und Gottfried, für das Erlebte. Sie haben uns dieses Jahr verschönert und haben es uns ermöglicht, eine erlebnisreiche Reise zu machen und so schöne Städte zu besuchen.

 

 

Besuch in Sekitsch (Lovcenac) vom 30. September – 2. Oktober 2012

 

Dr. Erwin Böhm

Durch meinen Besuch in Kecskemét ergab sich wie selbstverständlich die Gelegenheit, dem Aufruf unserer HOG Vorsitzenden, Helga Eisele, zu folgen und sie in Sekitsch zu besuchen. Dass dieser Aufruf ernst gemeint war, zeigte sich bereits bei der herzlichen Begrüßung.

Helga nahm sich auch viel Zeit mit mir. So zeigte sie mir die Heimatstube, die Teil ihres Hauses ist, und die ja von der HOG vorfinanziert wurde. Sie ist noch im Entstehen begriffen, wobei einige Museumsstücke bereits vorhanden sind. Ich konnte aber schon erahnen, dass mit diesem Museum mit den für Sekitsch typischen Gegenständen ein Ort entstehen wird, an dem man sich in Gedanken in die Lebenswelt unserer Vorfahren wird hineinversetzen können. Entsprechend hoffe ich natürlich, dass es von der Bevölkerung und Touristen in der Zukunft gleichermaßen angenommen und geschätzt wird.

Gerade für Touristen, egal, ob mit oder ohne donauschwäbischem Hintergrund, hat die autonome Region Vojvodina doch einiges zu bieten. Sie ist topfeben und dass sie fruchtbar ist, sieht man auch als Städter an den bewirtschafteten Feldern. Einen Ausflug machten wir nach Bečej, wo der große Batschka Kanal (auch Franzenskanal auf Deutsch genannt) von der Donau kommend in die Theiß mündet – ein ruhiges Örtchen, das zur Entspannung einlädt. Aber auch Bečej hat sich in den letzten Jahren sehr herausgeputzt und bietet deshalb einen sehenswerten Ortskern.

Interessant war auch Kis-Hegyes, das wohl immer noch überwiegend von Ungarn bewohnt wird. Dort fand am 14. Juli 1849 die letzte Schlacht der ungarischen Revolution statt, die die Ungarn gegen die Österreicher gewonnen haben. Ein Denkmal auf dem Friedhof erinnert heute noch daran.

Sekitsch selbst hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Es gibt sicher schöne, renovierte Häuser, zu denen auch manche Donauschwabenhäuser gehören. Aber Sekitsch ist arm. So kann es sich nicht einmal eine Müllentsorgung leisten mit der Folge, dass prall gefüllte Müllsäcke einfach über die Mauerreste geworfen werden, damit man sie erst mal nicht mehr sieht. Und viele Gebäude verfallen einfach. Ich selbst erinnere mich noch gut an das Haus vom Hartmann Doktor, das ich 1966 mit meinen Eltern besuchen durfte und in dem mich ein Ziehbrunnen in der Mitte des Hofes damals sehr beeindruckte. Heute ist die den Hof umgebende Mauer fast bis auf den Boden eingefallen. Trotzdem sieht man den Brunnen nicht mehr, weil ein Urwald aus Bäumen und Gestrüpp einem den Blick versperrt. Bei andern Häusern sieht es nicht viel besser aus. Und doch kann man solche Grundstücke für unsere Verhältnisse günstig erwerben und kann ein Schmuckstück daraus machen, wenn man bereit ist, einiges an Geld und Zeit zu investieren. Allerdings sollten die Eigentumsverhältnisse vorher glasklar geklärt sein.

Anders die Menschen in Sekitsch: Helga führte mich zu mehreren Familien, die sicherlich in einfachen Verhältnissen leben, aber ausgesprochen freundlich und hilfsbereit zu mir waren. Mit wenigen Brocken ungarisch konnte man die ungarisch-stämmigen Bewohner schon beeindrucken und sie freuten sich, wenn man versuchte, in ihrer Sprache zu radebrechen. Nicht wenige von denen, die ich kennenlernen durfte, sprachen auch Deutsch, ja haben eine Weile in Deutschland gelebt.

Dies war meine erste Fahrt nach Sekitsch nach 46 Jahren. Es war eindrucksvoll zu erleben, dass die Menschen dort noch überwiegend in sehr einfachen Verhältnissen leben. Das gilt bereits im Vergleich zu Ungarn. Aber sie sind freundlich und uns Deutschen gegenüber aufgeschlossen. Und wenn es sicherlich auch Menschen mit einer weniger freundlichen Einstellung gibt, so können Vorurteile doch nur über das gegenseitige Kennenlernen, die Aussprache, das Erleben des Anderen überwunden werden. Jeder, der es sich möglich machen kann, sollte deshalb die Gelegenheit wahrnehmen, nach Mali Iđoš / Sekitsch / Feketitisch oder Kis Hegyes zu reisen, um damit das Interesse von uns Deutschen, von uns Donauschwaben den Menschen der Region gegenüber zu dokumentieren.

 

 

Reiseerlebnis nach Sekitsch von unserem Landsmann Ronald P. Fetzer Massapequa New York USA,

 

Das erste an was ich dachte, als ich an einem Geschäftstreffen in Budapest teilnehmen wollte, war, dass Budapest in der Nähe von Sekitsch sein muss, da meine Oma, als ich ein Kind war, immer von Ungarn sprach. Als ich auf der Landkarte nachsah war ich so glücklich, dass es nur ungefähr 200 km von Sekitsch entfernt war, dem berühmten Platz, von dem ich so viele Geschichten meiner Eltern gehört habe. Die nächste Herausforderung war, einen Weg herauszufinden, wie ich von Budapest nach Sekitsch komme, um das Dorf zu sehen, von dem meine Eltern kamen.

Ich machte einige Recherchen um ein Auto zu mieten und um selbst zu fahren. Ich fand aber schnell heraus, dass dies nicht möglich war. Ich fragte meine Schwester Karen, ob wir Informationen von Karen Karbiener bekommen könnten. Sie ist die Tochter von Freunden meiner Eltern, die auch von Sekitsch kamen. Karen Karbiener machte die Reise nach Sekitsch Jahre zuvor und könnte einige Vorschläge für mich haben. Die Informationen die ich erhielt waren sehr hilfreich. Der beste Tipp, den ich bekam, war die Empfehlung für Heligon Taxi. Ein Taxiunternehmen, mit Sitz in Novi Sad, die Autos zum mieten anbieten zwischen Budapest und Novi Sad und andere Verbindungen in Serbien. Der derzeitige Besitzer der Firma heißt Dusan Rakic und er hat auch einen Sohn namens Dusan, welcher auch für die Firma gleich gut fährt. Beide sprechen sehr gut Englisch und genauso gut Serbisch. Sie waren als Reiseführer und Dolmetscher sehr hilfreich. Die Kosten für den Fahrer waren nicht teuer in US Dollars, und es war auch viel schneller und komfortabler als mit einem Zug. Wir verließen unser Hotel in Budapest am frühen Nachmittag des 24. Mai 2012 und nach ungefähr einer halben Stunde waren wir außerhalb der Stadtgrenze und wir sahen nichts außer Ackerland. Es war kein Verkehr auf der Autobahn und nach ungefähr einer Stunde trafen wir auf die Grenze von Serbien.Die Überschreitung selber war ohne Zwischenfall, aber es dauerte 20-30 Minuten bis wir zurück auf der Autobahn waren. Wir fuhren auf der Straße weiter nach Serbien.

Unser Originalplan war von Budapest nach Novi Sad zu fahren und Sekitsch am folgenden Morgen zu besuchen. Jedoch, weil wir Zeit gut gemacht haben, änderte ich meinen Plan um einen Stopp in Sekitsch auf dem Weg nach unten zu machen. (Novi Sad ist südlich von Sekitsch) In weniger als zwei Stunden von Budapest, Dusan verließ die Autobahn –das Autobahnschild lautete „Feketic“, ein Name den ich abrufen konnte, aus Geschichten die mir meine Eltern erzählten. Wir fuhren durch Feketic und einige Kilometer weiter der Straße nach erreichten wir Sekitsch.

 

Wir erreichten das Dorf um ungefähr 16 Uhr. Nach vielen Jahren mit Gesprächen mit meinem Vater und meinen Schwestern über das Besuchen der Stadt meiner Vorfahren, konnte ich es nicht glauben, dass ich letztendlich hier war. Die Gemeinde war umgeben von Ackerland. Als wir die Hauptstraße erreichten waren da viele Häuser, einige kleine Geschäfte und viele Leute spazierten umher. Die meisten Häuser schienen vor langer Zeit gebaut worden zu sein und an vielen wäre Arbeit von Nöten. Trotzdem war es farbenfroh und das Dorf ein bisschen altmodisch. Mein Vater zeichnete eine Straßenkarte für mich, welche es uns ermöglicht hat „die zweite Reihe“, zu finden. Ich verließ das Auto und begann sofort Bilder von all den Häusern zu machen, wobei ich die Häuser von Fetzers und Bensingers nicht erkennen konnte. Wir fragten die Einheimischen nach den Häusern die ich suchte und sie schlugen mir sofort vor, mit Frau Helga Eisele zu sprechen. Glücklicherweise fanden wir Frau Eisele und ihren Ehemann Peter in ihrem Haus und sie baten uns herein. Ihr Haus ist peinlich genau rekonstruiert, aus vielen Materialien, aus denen die Häuser einstmals gemacht waren. Sie konnten mich sofort zu Fetzers Haus führen, welches immer noch bewohnt und in einem guten Zustand ist. Ich machte viele Bilder für meinen Vater, sowohl von seinem Vaterhaus, als auch von den umliegenden Häusern die noch stehen. Herr Eisele brachte mich auch zum Haus meiner Mutter- das Bensinger Haus. Dieses Haus ist nicht bewohnt und sehr heruntergekommen. Ich konnte nahe heran gehen um in die Fenster zu sehen, wo ich einige sehr abgenutzte Vorhänge sah. Ich konnte nicht umhin, mir vorzustellen, dass diese Vorhänge vor 70 Jahren neu in den Fenstern hingen als meine Mutter jung war. Wir blieben ein bisschen länger an diesem Nachmittag. Wir spazierten durch das Dorf und machten Fotos. Dann verließen wir das Dorf und fuhren nach Novi Sad um dort zu übernachten. (Sekitsch ist sehr klein und hat keine Hotels). Novi Sad ist die Regionalhauptstadt und ist ungefähr eine halbe Stunde von Sekitsch gelegen. Es gibt viele Hotels und Restaurants zur Auswahl und die Leute sind sehr freundlich. Ich fand ein Restaurant oberhalb der Festung Peterwardein (Petrovaradin) mit Blick über die Donau. Am nächsten Morgen kamen wir zurück nach Sekitsch und trafen uns wieder mit Frau und Herrn Eisele. Zu meiner Überraschung war es mir möglich einiges in Deutsch zu sprechen, was ich großenteils nicht mehr getan habe seit meine Mutter vor 7 Jahren starb. Ich erfuhr über ihre Pläne ein kleines Museum in ihrem Haus zu eröffnen, um zu zeigen, wie das Leben in Sekitsch war, zwischen der Zeit, als sie dort sesshaft waren und der Zeit des Krieges. Frau Eisele konnte mir helfen eine Kopie von der Heiratsurkunde meines Vaters zu bekommen. Wir gingen ins Rathaus, wo wir den Ortsvorsteher und Gemeindesekretär trafen und die Urkunde erhalten haben. Er ermutigt alle Sekitscher, die den Wunsch haben wieder in das Dorf zurück zu kommen , es zu tun, weil die Gemeinde sehr arm ist und wirtschaftliche Aktivitäten gebrauchen könnte.

Nach unserem Besuch gingen mein Freund und ich weiter um eine Nacht in Belgrad zu verbringen, welche für mich nicht so schön war. Anschließend fuhr uns unser Fahrer zurück nach Budapest (eine 4 Stundenfahrt), wo ich zum Schluss 2 Tage verbrachte. (Budapest ist übrigens eine schöne Stadt und ich empfehle es als Ferienziel ebenso für jedermann, der diese Region besucht). Zusammenfassend war die Reise sehr bewegend und ich wünschte mir, irgendetwas getan zu haben seit der Krieg in Serbien endete. Ich war überrascht wie leicht es war nach Sekitsch zu kommen, weil ich ein paar Jahre zuvor gemeint habe, dass der einzige Weg dorthin eine lange Busfahrt, Zug- oder Bootsfahrt wäre. Die Reisekosten von USA waren nicht sehr teuer (Hin- und Rück-Reisekosten von New York nach Budapest waren rund $ 1,800 US , das Auto und der Fahrer kosten ungefähr $ 200 pro Tag, und Hotels und Essen sind in Ungarn und Serbien sehr kostengünstig). Ich ermutige jeden der aus dieser Region kommt, diese Reise zu machen.

Wenn jemand mehr ausführliche Tipps über diese Reise braucht, bitte schreiben Sie eine E-Mail an mich rfetzercpa@gmail.com.

Falls Sie den Wunsch haben, können Sie auch Frau Eisele kontaktieren. helgaeisele@aol.com

 

 

 

Sekitscher und Feketitscher Auswanderer nach USA – neue Quellen –

 

von Brigitte Wolf

Liebe Leser des Sekitscher Bote,

in unseren Familienbüchern Sekitsch von 2008 habe ich vorrangig nach Einträgen in Ellis Island und dem Social Security Index der USA (SSDI) nach Sekitschern und Feketitschern in USA gesucht und die Einträge hinterlegt.

Seitdem immer mehr Auswanderungsdetails online einsehbar sind, habe ich die mir zugänglichen Quellen durchforstet und war erstaunt, wieviele Sekitscher und Feketitscher Personen ich in unterschiedlichen Datenbanken fand.

Darüber möchte ich in loser Form im Sekitscher Bote berichten.

Heute möchte ich mich den „Border Crossings“, von Sekitschern und Feketitschern widmen.



Border Crossings ( Grenzübertritte )

Zum Zweck der Ein- oder Ausreise wurden Sekitscher und Feketitscher Landsleute registriert. Die Schwierigkeit liegt immer noch in den sogenannten „Spellings“, die in unseren Familienbüchern bereits erläutert wurden. Vorwiegend sind Grenzübertritte an der Grenze zwischen Kanada und USA zu finden, das mag daran liegen, dass eine direkte Einreise in die USA in dem genannten Zeitpunkt aus politischen Gründen nicht möglich war, sodass die eigentliche Auswanderung über Kanada erfolgte und später durch einen offiziellen Grenzübertritt nach USA, (vielleicht zu Verwandten?), legitim wurde.

Am Beispiel des Georg Bender sollen die Informationen bei ancestry.com dargestellt werden.

Georg Bender ist danach also über einen Grenzübertritt von Canada über Buffalo, New York zu seinem Bruder Peter Bender in Begleitung seines Cousins Andreas Bittlingmayer nachgewiesen.

 

"United States, Border Crossings from Canada to United States, 1895-1956," George Bender, 1936

Name:
George Bender
Arrival Date:
01 Sep 1936
Arrival Port:
Buffalo, New York,
Age:
 
Estimated Birth Year:
 
Birth Date:
 
Birthplace:
, Feketic
Birth Country:
Yugoslavia
Gender:
Male
Race:
German
Last Residence:
 
Accompanied by:
 
Departure Date:
 
Departure Port:
 
Departure Contact:
Cousin Andrew Pittlingmayer
Arrival Contact:
Brother Peter Bender
Ship Name:
 
Airline:
 
Record has photo?:
N
NARA Publication Title:
Manifests of Alien Arrivals at Buffalo, Niagara Falls, and Rochester, New York, 1902-1954
NARA Publication Number:
M1480
NARA Roll Number:
14

 

Die Dokumente belegen auch, dass Brasilien derartige Grenzübertritte dokumentiert hat. Aus den gefundenen Dokumenten ist hier bisher nur ersichtlich, dass die Personen entweder zur Ausreise nach Deutschland (Rückkehrer) einen Reisepass (Frau Eckert geborene Bitschenauer) oder zu touristischen Besuchen (Johanna Graf) erhielten.

Gastkinder aus der alten Heimat, Senka, Sanja und Agnes,

 

in diesem Jahr hatten wir drei Mädchen im Alter von 13 u. 14 Jahren über den Verein eingeladen eine Woche in Baden-Württemberg zu verbringen. Zum Ende des Schuljahres wurde durch die Schulleitung die Auswahl getroffen. Da dieses Programm der Bildungsförderung dient, sind gute Kenntnisse der deutschen Sprache und das Interesse an Deutscher und Donauschwäbischer Kultur gefragt. In diesem Jahr hat die Donauschwäbische Kulturstiftung dieses Projekt finanziell unterstützt.

Am 24.Juni bin ich mit den Mädchen in Feketitsch abgereist und gut in Korb angekommen. In den nächsten Tagen wollten wir viel gemeinsam unternehmen und es gab auch schon ein Programm mit vielen interessanten Stationen. Schon mit großer Vorfreude haben sie auf diese Ferienwoche gewartet. Es ist für diese Jugendlichen und ihre Familien ein besonderes Ereignis, und sie freuen sich und sind sehr dankbar, daß wir als Verein der HOG diese Reise möglich machen.

Baden-Württemberg feiert in diesem Jahr seinen 60.Geburtstag und somit haben wir ein großartiges kulturelles Angebot in Stuttgart und Umgebung geboten.Doris und Gottfried Karbiner haben sich wieder, wie bereits vor 2 Jahren, mit den Gastkindern verabredet und einen gemeinsamen Tag verbracht. Das Schokoladen-Museum Ritter, die Hohenzollern-Burg und die schöne Altstadt von Tübingen wurden ihnen gezeigt.Die Mädchen waren glücklich über diesen Tag und im Reisegepäck war dann auch reichlich Schokolade eingepackt worden.

Für zwei Tage ging die Fahrt nach Ulm ins Donauschwäbische Zentralmuseum und zu einer Stadtbesichtigung. Entlang der Donau wurden die Gedenktafeln und das Denkmal an die Aussiedler besichtigt. Für uns unvorstellbar ist die Reise über die Donau mit den Ulmer Schachteln, in die damals unbekannte neue Heimat.Ich glaube dieser starke Wille etwas Neues zu beginnen und die Herausforderung anzunehmen steckt auch heute noch in uns Nachfahren der Donauschwaben und es ist gut, daß wir mit viel Dokumenten und schönen Ausstellungen im Donauschwäbischen Museum in Ulm daran erinnert werden.

Senka, Sanja und Agnes sind inzwischen wieder gut in Mali Jdjos angekommen und freuen sich auf ihre Sommerferien. Für mich gibt es im September ein Wiedersehen sobald dort die Schule wieder beginnt.

 

Ihre Helga Eisele geb.Tauss

Gerne übernehmen wir den eingereichten Text von unserem Sekitscher Landsmann Jacob Lohrmann zu unserem aktuellen Thema “Schürze der Heimatortsgemeinschaft Sekitsch-Feketitsch.”



Das Schwein wird geschlachtet

 

Der Gegensatz konnte nicht größer sein: Brooklyn und Sekitsch. Hier, die Betonwüste „A Tree Grows in Brooklyn“, und dort, die fruchtbare pannonische Tiefebene, wo man vom Dorf aus, über die Weizen- und Maisfelder hinweg, einige Dächer der zehn Kilometer entfernten nächsten Ortschaft sehen konnte; Brooklyn, mit seinen Millionen von Einwohnern, und Sekitsch, deren Menschen fünfhundert mal dort hinein gepasst hätten.

Zu den Attraktionen Brooklyns gehört Coney Island, wohl der meistbesuchte Strand der Welt, während Sekitsch nur ein drei Meter breiter Graben durchschlängelte – die Krivaja --, der allerdings im Frühjahr genug Wasser führte, um den östlichen Ortsteil regelmäßig so zu überschwemmen, dass man den daraus genährten Teich mit einem Floss überqueren und gelegentlich einen Karpfen fangen konnte. Andrerseits gab es zahlreiche artesische Brunnen mit köstlichem Wasser, das unablässig aus den gebogenen Eisenrohren sprudelte.

Die Übersiedlung von Brooklyn nach Sekitsch hätte den siebenjährigen Jungen durchaus in einen Zwiespalt führen können, mit bleibenden negativen Folgen. Stattdessen lernte er, die Weite des Horizonts wahr zu nehmen, unter dem Menschen leben.

In dieser Hinsicht gab es eine Ähnlichkeit zwischen Brooklyn und der Batschka – jener Landstrich zwischen Donau und Theiss, der mal zu Ungarn, mal zu Jugoslawien gehörte: das Völkergemisch, mit seinen vielen Ethnien, Sprachen und Religionen. Jenseits des Ozeans war das Land des Schmelztiegels, hier das, der Trennung. Dennoch entstand an beiden Orten eine ähnliche Lebensweise, um nicht zu sagen Kultur. Wer solche Gemeinsamkeiten in den Gegensätzen erleben durfte, lernte bald wie wichtig es für den Fortbestand des Lebens ist, die zahlreichen Anderen zu respektieren. Kriege wollen es anders, bis zum heutigen Tag.

Der Grund für das Zusammenleben in der Batschka war, vermutlich, weniger eine gegenseitige Zuneigung, als das Diktat der Natur. Die Voraussetzungen für eine Existenz bestanden aus den täglichen, wöchentlichen und jahreszeitlich bedingten Ritualien, die in dieser ländlichen Gegend das Leben bestimmten. Die großen Ereignisse waren es jedoch, die einen bleibenden Eindruck bei einem Kind hinterließen: die nicht immer vorhersehbaren, wie Geburten, Hochzeiten und Beerdigungen, und die fest gefügten, wie die Feiertage, aber auch die, der Aussaat, Ernte, Kirchweih und - des Schweineschlachtens. Es gibt kaum eine Erinnerung, die mir ursprünglicher erschien, als diese frühwinterliche Begebenheit, wohl auch deswegen, weil sie mein erstes großes Erlebnis nach der Rückkehr meiner Familie aus Amerika war.

Das oft Fest genannte Schweineschlachten fand zu einer Zeit statt, als der pannonische Winter sich bereits den tieferen Temperaturen näherte: Ende November, Anfang Dezember. Viel früher als der späte Tagesanbruch wurden schon die Vorbereitungen getroffen. Die umfunktionierte Sommerküche zu einem Frühstücksraum und, danach, zu einer Wurstküche, war schon für die helfenden Verwandten, Freunde, Nachbarn und den Metzgermeister vorgewärmt und der Tisch mit selbst zubereiteten Speisen und Getränken gedeckt. Gegen vier Uhr begann man neben der Sommerküche das Brühwasser im gusseisernen Kessel, der in einen offenen Herd eingebauten war, vorzuheizen. Mit dem Erscheinen der „Schlachtgehilfen“ konnte man meinen, dass auch die unruhig werdenden Schweine zu ahnen begannen, welch schicksalhafter Tag bevorstand. Zunächst wärmten die Scharfrichter sich in der Küche auf mit Brot, Butter, Honig, jeglichem Art von Gebäcks, Gerstenkaffee mit Chicoree auf, allerdings erst nach dem Genuss eines Brunnenputzers: Obstschnaps eigenen Destillats.

Trotz der Aufregung war ich um diese Zeit noch zu verschlafen, um die einzelnen Anwesenden zu unterscheiden. Erst später, an der frischen Luft, als es an das Gemetzel ging – noch war es nicht hell – konnte ich die in Schafpelzjacken verhüllten Teilnehmer erkennen. Die herausragende Figur: die, des Metzgers. Vier starke Männer hatten das erste, einen Todesschrei von sich gebende Schwein herausgeholt und es rücklings auf dem Boden gebändigt. Noch sehe ich am anderen Ende der Sau den Metzger stehen. Mag es die sich ankündigende Gewalt gewesen sein, er kam mir hünenhaft vor: riesig, wohlbeleibt, eine weiße Fleischerschürze um die Wampe, eine spitze Persianer Pelzkappe – Zeichen eines gewissen Wohlstandes – auf dem Kopf, die ihn noch größer erscheinen ließ und... ein, mir scheint, schwertlanges Messer, das selbst noch in der Dämmerung funkelte, in der erhobenen rechten Faust. Jeder Gehilfe, auch ich, hatte seinen Standort: die Männer, weil sie benötigt wurden um das Schwein zu halten, der Bube, weil an mir eine Männlichkeitsprüfung (im Alter von Sieben?) vollzogen werden sollte!

Kein Zweifel: mit dem Messer hätte man jeden Bart mit einem Zug abschneiden können. Stattdessen wurde jetzt die Kehle des Schweins rasiert. Eine Unterbrechung diente dazu, mich in meine Aufgabe einzuweisen: Ich habe, nach Einstich in die Kehle, das Schweineschwänzchen so lange zu drehen, bis auch der letzte Tropfen Blut herausgequetscht sei! So geschah es, nachdem der Schlächter mit einem ganz kleinen Schnitt die Kehle durchtrennt hatte. Mein Kurbeln hatte nicht etwa etwas mit Sadismus zu tun, sondern mit einem schockartigen Schreck. Ganz benommen, habe ich bestimmt so lange am Schwänzchen gedreht, bis auch kein einziger Tropfen Blut mehr in dem armen Tier zurückgeblieben war. Und wofür? Das Blut wurde nicht einmal aufbewahrt, sondern einfach auf den daneben liegenden Misthaufen gekippt!

Was für mich spricht – trotz des demütigenden Schwächeanfalls – ist, dass mich nach dieser, wohl nicht bestandenen Prüfung mein früh erwachendes wissenschaftliches Interesse an der Anatomie trieb, die weiteren Vorgänge kindlich genau zu beobachten.

Die Sau war erledigt, ihr Leichnam in eine hölzerne Mulde gelegt, kochendes Wasser geholt, der Körper übergossen und mit einem Schaber so glatt rasiert, wie Männer nur sonntags waren. Der Anblick des rosaroten Körpers war – schön. Man hätte verweilen können, aber insgesamt mussten an diesem, etwa achtzehn Stunden Tag drei Schweine, Nr. 2 und Nr. 3 ohne mein Zutun, geschlachtet werden.

So lagen die rosaroten Schweine da, um kurz danach mit Zugscheiten zwischen Achillessehne und Fersenbein hochgezogen zu werden, aufgereiht zum Entleiben. Meine Beobachtungen nahmen keine Einzelheiten wahr, sondern nur grobe – das des Tranchieren: Aufschlitzen des Bauches, Herausrutschen der glitzernden, glitschigen Gedärme und deren späteren Reinigung zwecks Vorbereitung als Wursthülle, Abtrennung der Organe, des Kopfes und der Gliedmaßen... So weit die anatomischen Studien, wobei ich das Herausnehmen der Blase beinahe vergessen hätte die, nach Trocknung, uns Jungen als Fußball diente.

Nachdem nun die zerlegten Tiere nicht mehr eindeutig als Schweine zu erkennen waren, begannen die, für mich recht vergnüglichen Stunden des Tages, mit einem zweiten Frühstück, ehe die Organe, das Fleisch und der Speck verarbeitet wurden, zunächst als solches, das abgekocht, solches, das zu Wurstbrät, und solches, das geräuchert oder eingepökelt werden sollte. Einigermaßen genau erinnere ich mich noch an das Herstellen der Würste – Bratwurst (auch als Kolbász bekannt, frisch oder geräuchert), Paprika Salami, Leberwurst (frisch oder geräuchert), Schwartenmagen und Sülze (widerwärtig) – deshalb, weil wir, nach dem Krieg zurück in Brooklyn, wieder versuchten diese Schmausereien herzustellen.

Vor der endgültigen Formgebung – die Därme waren gründlich vom vorhergehenden Inhalt befreit worden, im Gegensatz zu meiner ersten Schlachtplatte in Deutschland -- mussten die Würste „angemessen“ werden (schon wieder eine Prüfung!), indem die Masse eventuell anwesenden Jünglingen unter die Nase geschmiert wurde. Ansonsten sehe ich nur noch die Schweinsköpfe im Kessel dahinsieden, um zum Teil als Wurstfülle zu dienen und zum Teil als Kesselfleisch bei der abendlichen Metzelsuppe gereicht zu werden. Im Übrigen haben sich all meine Gedanken immer auf die Zeit hin bewegt, zu der diese Köstlichkeiten zum Genießen einladen würden.

Schon zu Mittag gab es Gulasch. Das Rezept hierfür besteht für mich aus sehr viel ausgelassenem Schweineschmalz, Zwiebeln und Paprika und noch mehr Fleisch. Dazu Knödel, d.h., Riesenspätzle, denn schließlich konnten sich die Donauschwaben dickere Mehlspeisen leisten als ihre Artgenossen im trüben Herkunftsland!

Wer hier an Diät denkt, weiß wahrscheinlich nicht, dass die Batschka nicht nur ein fruchtbares Ackerland war, sondern auch hervorragende Landweine in großen Mengen -- von etwa 1,8 Millionen m² Weinanbaufläche allein in Sekitsch – hervorbrachte, die bei solchen Anlässen auch konsumiert wurden. Also, vielleicht das deftige Essen nur als Vorwand?

Nachmittags ging es weiter mit der verfeinerten Vollendung der Verarbeitung. Erst als es schon dunkel wurde, war die Arbeit getan. Die Belohnung bestand aus eben der oben erwähnten Metzelsuppe mit handgemachten feinen Nudeln, mit viel köstlichem Kopffleisch (für mich stark gesalzen), Gebratenem, und danach selbstgemachten Krapfen, und Getränke – nicht nur Schnaps und Wein – bis in der späten Nacht die Müdigkeit den Aufbruch erzwang.

Nein, eine Routine war dieses Leben nicht – es lief alles nach einer zeigerlosen Uhr ab, der man sogar zugetraut hätte, rückwärts zu gehen ohne dass man es hätte bemerken können. Alles was geschah, ereignete sich einfach so, als wäre es die natürlichste Sache der Welt, auch der Tod. Und dennoch: Leben konnten die Leute, weil es schön war. In meiner Erinnerung hat dieser Tag viel länger gedauert als vierundzwanzig Stunden: ein ganzes Leben lang.

Grün? Wer weiß heute noch, was ein wahres grünes Leben ist? Es war das Grün der Natur, das nicht nur an diesem Tag herrschte, und das Grün der Menschen, mit ihrem mit der Hand betriebenem Werkzeug, bis hin zum Grün der Zutaten bei den Mahlzeiten, wie auch dem, der Verarbeitung der ehemals bestens gepflegten Tiere. Auch der Todesschrei des Schweines beim Schwänzchendrehen schien wie selbstverständlich dazu zu gehören.

 

Jacob Lohrmann

 

SPENDEN - AUFRUF

Auf Wunsch der Mütter in Feketitsch sucht unsere HOG Sekitsch-Feketitsch gebrauchte Musikinstrumente für die Kindermusikgruppe in Feketitsch.Viele Kinder sind sehr musikalisch, aber die Eltern haben kein Geld für die Anschaffung eines Musikinstrumentes. Blockflöte, Melodika und andere Musikinstrumente, sowie die Noten dazu werden gerne entgegen genommen. Wir vom Verein, übergeben dann persönlich die Spende an die Leiterin der Musikgruppe Frau Ezter Pal in Feketitsch. Ihre Spende richten Sie bitte an:

Helga Eisele, Boschstr.26, D-71404 Korb

Endlich sind die Flöten da! Auf unseren mehrmals erschienenen Spendenaufruf gab es jetzt endlich eine Reaktion. Wir bedanken uns recht herzlich bei Frau Anni Herold aus 23923 Selmsdorf für die Sachspende von drei Flöten (je eine F-Piccoloflöte, C-Tenorflöte und F-Altflöte). Frau Herold (geb. Mojsesku, 1946 in Verbas) ist 1956 nach Deutschland gekommen und hat in diesem Jahr auch das Flötespielen begonnen. Sie und ihre Töchter haben bereits auf diesen Flöten gespielt. Da die Flöten heute nicht mehr genutzt werden, hat Frau Herold sich dazu entschieden, die Flöten an uns zu senden, worüber wir uns sehr freuen. Die Musikinstrumente werden, wie angekündigt, der Kindermusikgruppe in Feketitsch übergeben werden, wo sie sicherlich nicht verstauben. Über weitere Spenden freuen wir uns!

Junge Sekitscher

Im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen am 29.10.2011

Tagung der Heimatortsgemeinschaften

v.l.n.r: Niko Sieler , Gottfried und Doris Karbiner, Helga Eisele geb.Tauss 1.Vorsitzende der HOG , Rosemarie geb. Tauß und Helmut Trudel , Horst Wagner

Wichtige und Aktuelle Themen und Fragen:

Aus dem Bereich der Arbeit des Bundesverbandes der Landsmannschaft der Donauschwaben wie z.B. das neue Restitutionsgesetz Serbiens ,Gedenkstätten usw.

Referenten:

Mitglieder des Bundesvorstandes und der Heimatortgemeinschaften

Frau Eisele übergibt die Flöten an Frau Pal
Frau Eisele übergibt die Flöten an Frau Pal

v.l.n.r: Oswald Hartmann , Frau Eisele , Bela Bojtos (Schuldirektor)

           C.Biro (Dolmetscher) , Frau Ezter Pal

 

Weitere Flöten und Musikinstrumente von Frau Anni Herold, eine Anfängerflöte und Noten, sowie die Zusage für weitere Flöten an die Musikgruppe in Feketitsch, falls die vorgeschlagene Flöte dort angenommen wird.

Und von Frau Heidrun Taus, Frankenthal, erhielten wir gleich ein ganzes Sortiment:

2 Glockenspiele, 1 Melodica, 2 Blockflöten, und 2 irische Tin-Whistles sowie Noten.

Wir sagen herzlichen Dank und die Anerkennung der Musikgruppe

Feketitsch ist uns gewiß.

 

 

 

Liebe Landsleute der Heimatortsgemeinschaft Sekitsch / Feketitsch
liebe Leser des „Sekitscher Boten“
  Nr. 156 vom 1.Sept. 2011

über den Zaun zu schauen um zu sehen wie es den Nachbarn geht, das haben wir von der HOG Sekitsch-Feketitsch am 17.Juni 2011 auch gemacht. Wir sind nach Filipowa gefahren um an der Gedenkfeier für die Errichtung eines Gedenkkreuzes teilzunehmen. Diese Gedenkstätte mahnt zur Erinnerung an die 212 Männer und
Jugendliche die durch die Partisanen am 25.November 1944 ermordet wurden.   
Alle Dörfer und Gemeinden haben in den Jahren 1944/1945 und auch noch später in den Lagern, viele Tote zu beklagen, und deshalb sind wir mit diesen Landsleuten ebenso verbunden, und müssen uns mit dem gleichen Interesse und Anteilnahme zusammenfinden.Da es leider im ehemaligen Filipowa keine Kirche mehr gibt, wurde der Gedenkgottesdienst in die Nachbargemeinde Hodschag (Odcaci)verlegt.

Aber wir (12 Personen) sind ja auch wegen der Einweihung der ehemaligen Deutsch-Evangelischen Kirche in Feketitsch am 19.Juni 2011 angereist. Zu diesem Gottesdienst lesen Sie bitte den nachfolgenden Bericht Festgottesdienst und Einweihung. Es sind an diesen Tagen wieder viele Gespräche geführt worden und wir haben Erinnerungen an unsere Eltern und Großeltern ausgetauscht. Sie waren alle ihrer Heimat beraubt worden und jeder von ihnen hatte ein schweres Schicksal. Wir denken an sie während der Gottesdienste und auf dem Weingärtner Friedhof am Gedenkstein.
Unsere Reisegruppe hatte nach diesen Veranstaltungen verschiedene Ziele und Interessen. Meine Aufgabe war ja noch die Reise mit den drei Gastkindern aus der Gemeinde Mali Jdjos. So hatte ich bereits am 15. und 16.Juni über den Schuldirektor die Namen und Adressen der Kinder erfahren, die in diesem Jahr diese Reise machen durften. Es waren wieder 2 Mädchen und ein Junge. Sie hatten ihr Schuljahr mit guten Noten abgeschlossen und sind mit Sport und Kultur in Vereinen tätig. Ich hatte mich bei jeder Familie persönlich vorgestellt und die kommende Reise besprochen. Diese Familien der Kinder wissen, daßwir als Nachkommen der ehemaligen Bewohner dieser Orte,heute als Heimatortsgemeinschaft Sekitsch-Feketitsch dieses Angebot machen, und wir für diese Förderung der Kinder auch das Interesse an derDeutschen Sprache und Kultur erwarten.  
Deshalb fördern wir jetzt auch die Tanzgruppe in Feketitsch mit einem Tanzlehrer für unsere Donauschwäbischen Tänze. Die Reisegruppe von Justine Wittine aus N.Y.USA konnte im Kulturhaus die Probeauftritte sehen und hatten schon ihre Freude daran.

   
Ihre Helga Eisele geb.Tauss

 


 

Philipp Schnauthiel, der Kunstmaler aus Feketitsch

Er stellt sich selbst vor:

 

 

Im ehemaligen Königreich Jugoslawien wurde ich 1928 geboren. Schon während des Zweiten Weltkrieges kam ich nach Berlin und vor Kriegsende nach Stuttgart.

Von klein auf habe ich gemalt und die Malerei, neben dem kaufmännischen Beruf, als Hobby betrieben. Als Autodidakt habe ich mich weitergebildet und mit gleichgesinnten Kollegen Erfahrungen ausgetauscht. Seit 1989 betreibe ich die Malerei gewerblich. In diesem Zeitraum lernte ich Konrad Kujau kennen. So unterschiedlich unsere Persönlichkeiten auch waren, so hatten wir doch eine gemeinsame Berufung:“Die Kunst der Kopie“ Wir waren befreundet und haben auch sporadisch zusammengearbeitet. In meinem Atelier male ich hauptsächlich Ölgemälde, auch nach Ihren Wünschen und Vorlagen – realistisch, impressionistisch, expressionistisch auch surrealistisch.

Mein Selbstporträt mit einer Botschaft, die in der ganzen Welt verbreitet werden sollte.

Wenn man die „Gebote Gottes“ an allen Schulen der Welt, unabhängig von allen Religionen lehren würde, könnte man auch diese Menschen und Kinder erreichen, die keiner Religion angehören! Das war mein Grundgedanke als ich das Bild gemalt habe.

Weitere Informationen zu seiner Person und Arbeit siehe Homepage: www.schnauthielart.de

 

 

 

 

 

 

Die Ferienwoche mit den Gastkindern aus Mali Idjos

vom 20.Juni bis 26.Juni 2011Anka 7.Klasse 14.Jahre aus Lovcenac, Henrietta 7. Klasse 14 J. aus Mali Jdjos und Aron unser Kleiner mit 12 Jahren u. 5.Klasse aus Feketitsch.   

Gesucht und gefunden haben sich über das Donautal-Magazin vom 1.Mai 2011 die Gastgeberin Frau Dr. Hilde Link, in Gräfelfing und Helga Eisele, 1.Vorsitzende der HOG Sekitsch-Feketitsch. Wir haben Kontakt aufgenommen und die anstehende Ferienwoche für die drei Gastkinder aus Serbien besprochen. Wie schon 2010 wurden die 3 Kinder aus den Gemeinden Hedjesch, Sekitsch und Feketitsch von der jeweiligen Schulleitung ausgewählt und vorgeschlagen. Ich war schon gespannt welche Kinder in diesem Jahr mit mir reisen dürfen. Ich bekam die Adressen und zusammen mit der neuen Deutschlehrerin besuchte ich am 16.Juni die Familien und wir lernten uns kennen.

Ich bin jedes mal überrascht, mit welcher Freude die ganze Familie an diesem Treffen teilnimmt. Sie freuen sich für ihr Kind, daß nun diese Ferienwoche in einem anderen Land beginnen soll. Pünktlich am 20.Juni um 7 Uhr brachten die Eltern die Kinder zum Kulturhaus in Feketitsch und mit Tränen in den Augen der Mütter und einem Abschiedsfoto sind wir dann gestartet.

Unsere Gastgeberin Frau Link und ihre Familie erwartete uns am Abend in Gräfelfing. Die Anreise und die Grenzübergänge sind gut gegangen und wir waren froh, als wir nach einem Abendessen in die Betten steigen durften. Dienstag 21.Juli, die Fahrt in die Schweiz/Tessin beginnt mit einem Stop vor der Autobahn, mit einem 2.Frühstück bei Mc Donald. Die Kinder kennen Mc D.aus ihrer Heimat nicht und erfreuen sich an Cola und Hamburger. Bis Heididorf-Maienfeld,kommen wir gut voran. Das Heidi Mädchen ist den Kindern vom Fernsehen als Zeichenserie bekannt.Sie machen viele Fotos und staunen über die schöne Heimat von Heidi und dem Geißen-Peter. Wir fahren weiter Richtung Tessin und erreichen am Nachmittag in Brusino unseren Ferienort für ein paar Tage. Es ist umwerfend welche Aussicht wir genießen und das schöne Haus mit Garten am Luganer See wird bis Samstag unser Heim sein. Die Kinder finden sich schnell zurecht und kommen sich selbst langsam näher.Da sie in jeweils andere Schulen gehen, kennen sie sich nicht. Sie sprechen Serbisch und Ungarisch miteinander. Mit Frau Link und mir je nach Möglichkeit Deutsch oder Englisch. Wir finden immer die richtigen Worte und haben viel Spaß. Hilde und ich freunden uns auch an und genießen die Tage mit unseren drei Kindern, wobei Aron der Hahn im Korb ist und bleibt. Er spricht sehr gut Deutsch und versteht uns auch ohne viel Worte. Es wird ein herrlich langer Tag und am Abend steigen wir noch für eine Erfrischung in den Luganer See. Jetzt hat auch meine Ferien- woche begonnen. Leider können die Kinder nicht schwimmen und sind vorsichtig am Ufer zurück geblieben.

Frau Link hat für die nächsten Tage eingekauft und wir sind ihre Gäste.Wir kochen gemeinsam und die Kinder dürfen mithelfen. Bei Tisch sitzen wir zusammen und erzählen wie es dazu kam. Diesen schönen Aufenthalt verdanken wir der Einladung durch Frau Dr. Hilde Link. Sie hatte Ihre Einladung über das Donautal-Magazin Nr. 166 an uns gerichtet. Die Eltern von Frau Link sind ebenfalls  Donauschwaben.

Ihre Mutter kommt aus Rudolfsgnad und der Vater aus Titel. Nach Flucht und Vertreibung über Osterreich kam die Familie nach Deutschland und Hilde wurde 1951 geboren. So haben wir beide vieles gemeinsam und ich erzähle Hilde viel von meinen Reisen seit 2006 in die Heimat unserer Eltern. Von der Vereinsarbeit und dem großen Interesse der Nachkommen an der alten Heimat. Mittwoch 22.Juni, leider haben wir heute Regen und etwas trübes Wetter. Nach dem Frühstück besprechen wir unseren Tagesplan und beschließen in die Swissminiatur nach Melide zu fahren. Dort ist das Land Schweiz mit allen Kantonen aufgebaut und jeder Kanton mit seiner speziellen Landschaft und Gebäuden aufgebaut. Diese Modelle sind wunderschön und die Kinder finden auch Maienfeld mit dem Heididorf wieder. Viele Fotos werden an diesen schönen Ausflug erinnen. Auch heute müssen wir einen Einkauf machen und fahren dazu über die Grenze nach Italien.Die teure Schweiz mit dem Franken zwingt zum Einkauf im EURO-Land. Gemeinsam bestimmen wir das Abendessen und die Kinder suchen aus, was ihnen schmeckt. So hoffen wir, Hilde und ich, daß die Teller leergegessen werden.

Donnerstag und Freitag fuhren wir mit dem Boot über den Luganer-See. Eine herrliche Uferlandschaft und die Kinder sind glücklich und freuen sich, daß sie diese Reise machen können. Sie sagen, daß sie am liebsten hierbleiben würden. Mit einer Seilbahnfahrt Brusino-Serpiano 650 m.ü.M. haben wir dann einen Superabschluß für die Tage im Tessin gefunden. Für diese Jugendlichen ist es ein einmaliges Erlebnis und der Begriff UNESCO-Weltnaturerbe mußte ihnen erst erklärt werden. Hoffen wir, daß diese Reise und Erfahrungen sie dazu bringt, auch in ihrer Heimat Serbien bzw. Vojvodina ihre Natur mit anderen Augen zu sehen. Jeder einzelne sollte dafür sorgen, daß die Schönheiten seiner Heimat erhalten bleiben.  Die Heimreise kommt immer näher und die Kinder sind in Stimmungs- schwankungen, mal Tränen wegen dem Abschied und auch gleichzeitig wieder Freude auf Zuhause und die Familie. Am Sonntag verbringen wir noch einen schönen Tag in München. Hilde hat uns mit ihrer Familie noch ein schönes Frühstük bereitet und dann müssen wir uns leider trennen. Wir danken ihr für ihre Gastfreundschaft und eine wunderschöne Zeit im Tessin. Die Kinder werden diese Tage niemals vergessen. Für diese Reise der Gastkinder aus Serbien hatte ich auch eine Spende über EUR 300,- für die Gestaltung des Programms erhalten. Ilse und Ulrich Renz aus Holzgerlingen, sind uns Sekitscher Landsleuten schon immer sehr verbunden gewesen. Und als sie von diesem Programm der Jugendförderung erfahren haben, wollten sie auch ihren Beitrag dazu leisten.
So verbrachten wir noch einen schönen Tag im Schloss Nymphenburg München. Neben dem Schloss lädt der ausgedehnte historische Schlosspark zum Spaziergang ein. Das Mittagessen konnten wir bei bestem Wetter im Park des Palmenhaus genießen. Schloß, Park und diese Vielzahl der dortigen Ausstellungen ist für die Kinder etwas gänzlich Neues. Alle drei hatten so etwas noch nie gesehen. Im Museumsladen konnten sie dann ihre Reisegeschenke kaufen und für sich selbst und die Eltern etwas schönes aussuchen. Mit Blick auf die Uhr machten wir uns auf den Weg zum ZOB München, denn die Kinder sollten dort um 19 Uhr in den Bus nach Subotica einsteigen.Aber vorher gab es bei Mc Donald noch ein Eis und diverse Getränke zur Erholung nach dem langen Tag im Schlosspark.
Mit diesem Angebot für die Jugendförderung in der alten Heimat tun wir etwas ganz Entscheidendes. Die Kinder kommen über die Grenze in andere Länder und wir wecken das Interesse an Kultur und Partnerschaft. So lernt zum Beispiel Henrietta in der Schule die Deutsche Sprache, da sie gerne Deutschlehrerin werden möchte. In der Familie von Aron wird ohnedies viel Deutsch gesprochen, da die Großeltern lange Zeit in Baden-Württemberg gelebt haben. Anka aus Lovcenac kann erst mit dem Schulwechsel ab der Klasse 8 zusätzlich Deutsch Unterricht nehmen, bisher lernt sie Englisch  und Russisch. Die Kinder sind wieder gut zuhause angekommen und genießen nun ihre Ferienzeit. Im September nach Schulbeginn gibt es ein Wiedersehen in Mali Idjos.


Liebe Grüße

Helga Eisele, 1. Vorsitzende 

Einweihung deutsch-evangelische Kirche

Am 19.Juni 2011 um 10 Uhr hat bei einem Festgottesdienst und der Einweihung mit Schlüsselübergabe durch Bischof Arpad Dolinski das neue Kirchengebäude in Feketitsch seinen Segen erhalten. Die im Jahr 1904 für die Deutsche-Evangelische Kirchengemeinde erbaute Kirche wurde nun nach langer Zeit wieder renoviert und der Ungarischen- Evangelischen Kirchengemeinde übergeben. Die Kirche wird künftig von verschiedenen Konfessionen genutzt und außer Gottesdiensten sollen auch kulturelle Veranstaltungen stattfinden.

Bereits am 26. Oktober 2008 fand um 16 Uhr in der noch nicht fertiggestellten evangelischen Kirche in Feketitsch ein Gottesdienst statt. Die Predigt wurde damals von Bischof Dolinszki und Frau Pfarrerin Dolinszki auf deutsch gepredigt, von dem Pfarrer Ehepaar Dolinski jr. die Andacht gehalten.

Nach weiteren Jahren in denen die finanziellen Mittel für einen zügigen Ausbau fehlten, ist nun die Fertigstellung und Einweihung auf den neuen Termin am 19.Juni 2011 geplant und auch eingehalten worden. Die Kirche wurde Jahrzehnte lang als Getreidespeicher verwendet und war in einem sehr schlechten Zustand, mit vielen fehlenden Bauteilen der ehemaligen Kirche. Es war eine finanzielle wie auch bauliche Herausforderung dieses Gebäude wieder als Kirche auszubauen und für Gottesdienste zu nutzen. Unsere Reisegruppe von der Heimatortsgemeinschaft Sekitsch-Feketitsch hatte am 27.Oktober 2008 für die Renovierung des Altars eine Spende von EUR 550,-- übergeben.

Für diese Spende konnte nun ein neues und sehr schönes Taufbecken angeschafft werden, und wir freuen uns darüber, daß die künftigen Taufkinder und ihre Familien ein so schönes und wertvolles Taufbecken vorfinden. Schöne Fotos dazu finden Sie in unserer Homepage www.sekitsch-feketitsch.de Das alte Taufbecken aus Granit wurde bei den Bauarbeiten gefunden, allerdings sehr beschädigt. Heute ist es als Erinnerungsstück unter der neuen Kanzel eingebaut und ein Zeichen an das alte Kirchengebäude, als Deutsche-Evangelische Kirche bis 1944 . Zahlreiche Besucher unserer HOG, viele geladene Gäste von Deutschen Vereinen aus der Umgebung von Feketitsch hatten bei diesem feierlichen Anlaß wieder einen Gottesdienst in unserer ehemaligen Kirche erleben zu können. Ein besonderer Dank für die Kirchenbänke und die Orgel geht an Frau Hildegard Gutekunst.

Sie ist Vorstandsvorsitzende des Hilfskomitees für die deutsche Evangelische Landeskirche aus dem ehemaligen Jugoslawien e.V. Dank ihrem großartigen Einsatz und dem festen Wunsch der neuen Kirche in Feketitsch wieder zu Ansehen zu verhelfen, hat sie es fertig gebracht die Kirchenbänke und die Orgel für diese Kirche in Feketitsch zu spenden. Die Kirchenbänke und die Orgel sind uns von der Evangelischen Kreuzkirchengemeinde in Reutlingen überlassen worden. Wie es dazu kam und in welcher Weise uns Frau Gutekunst helfen konnte, lesen Sie unter: www.hilfskomitee.org

Nochmals vielen Dank im Namen der ehemaligen Deutsch-Evangelischen Kirchengemeinde von Feketitsch.

 

 

Reisebericht von Justine Wittine,geb. Grau, Glendale N.Y. USA

 

im Juni 2011 unterwegs in der alten Heimat.


Justine W. ist 1931 in Sekitsch geboren und hat in diesem Jahr wieder ihre alte Heimat besucht. Darüber hat sie für ihre Landsleute einen Bericht geschrieben und lässt uns so an ihren Erlebnissen teilnehmen.
Wir sind am 20.Juni 2011 von New York nach Belgrad geflogen, dort waren wir 2 Tage und die Sommerhitze der Großstadt machte uns schwer zu schaffen. In Belgrad haben wir uns ein Auto gemietet und fuhren weiter nach Novi Sad (ehemals Neusatz). Mittagessen und die Weiterfahrt nach Jarek brachte uns zum nächsten Ziel.
In Jarek war ich lange Zeit im Lager und ich wollte das Haus wieder finden in dem wir damals gelebt haben. Ich habe dieses Haus tatsächlich noch gefunden und es war für mich ein trauriger Anblick. Noch viel schlimmer als damals in Sekitsch, als ich nach langer Zeit wieder zum ersten Mal unser Haus gesehen habe.
Erinnerungen stiegen hoch und die Tränen flossen und wollten nicht aufhöhen. Wir sind dann weiter nach Feketitsch, denn dort wollten wir für ein paar Tage im Kulturhaus wohnen.
In Belgrad war es ja sehr heiß gewesen, und im Hotel hatten wir leider keine Klimaanlage. So haben wir gedacht, na wenn es in Belgrad keine Klimaanlage gibt, so gibt es in Feketitsch schon lange keine. Aber zu unserer Überraschung waren die Zimmer im Kulturhaus herrlich und es gab eine Klimaanlage. So konnten wir uns gut erholen.Anfangs wurden uns nur die Zimmer angeboten, aber später auch auf ein Frühstück erweitert. Wie geplant waren wir 2 Tage in der Umgebung von Sekitsch und Feketitsch unterwegs.Die neue evangelische Kirche in Feketitsch konnten wir nicht von innen besichtigen, aber von außen sieht sie sehr schön aus.  
Für weitere 10 Tage sind wir nach Wien weitergefahren. Donaufahrt und einen Ausflug an den Neusiedler See waren unser Programm.
Mein Cousin, ich, die Tochter Margaret und meine Enkeltochter Britta, sind zurück nach Belgrad und dann von dort nach New York.

Schöne Grüße sendet Euch allen Eure Justine.

Reisebericht von Jack Lohrmann New York/USA

Führt ein Weg zurück? Und wenn „Ja“, wohin?

Im Juni 2011 habe ich meine Geburtsstadt New York wieder besucht. Aus Bequemlichkeit hatte ich mich einer Reise, vom Tübinger Deutsch-Amerikanische Institut veranstaltet, angeschlossen. Denn es ging mir bei dieser Reise weniger um eine Stadtbesichtigung und um die zwanzigste Auffahrt im Empire State Building, wenn auch dieses Gebäude für mich eine besondere Bedeutung hat: es wurde im Jahr meiner Geburt fertig gestellt. Stattdessen besuchte ich, der herrlichen Aussicht wegen, den Top of the Rock. Dieses Gebäude liegt direkt gegenüber der Radio City Music Hall, jenem Kolossaltheater, dessen Bau am Tag nach meiner Geburt begonnen wurde. Weil auch mein Vater, Jakob, und Schwager, Jack Judt, an einigen der bekannten Wolkenkratzer New Yorks mitgearbeitet hatten, meine ich in erster Linie ein New Yorker zu sein: meine Identität 1!

Der Flug begann mit meiner Identität 3: der eines Tübingers. Bleibt noch Identität 2, die von „Jacksch“, wie mich manche meiner Schulkameraden aus Jugoslawien/Ungarn noch immer nennen. Diese Bezeichnung soll mir wohl den Status eines Sekitschers verleihen, was mir allerdings wegen der Kürze meines Aufenthalts dort bestenfalls aufgrund der Herkunft meiner Eltern zusteht. Dennoch vergesse ich diese sechs wichtigen Jahre nie!

So sehr ich an New York hänge, gilt doch eine größere Zuneigung meiner Schwester, Tessie, und ihrer Familie. Es blieb also nicht aus, dass ich sie gleich nach meiner Ankunft anrief. Und wie schon einmal, war ich wieder zu der Zeit in New York, als eine Versammlung des Donauschwäbischen Hilfs- & Jugendvereins (Nachfolgeorganisation des 1956 gegründeten Donauschwäbischen Jugendvereins) stattfinden sollte.

Erscheint uns die Zeitspanne eines halben Jahrhunderts seit der Gründung des ersteren Vereins als lang, sollten wir uns daran erinnern, dass die Auswanderung aus Sekitsch in die USA bereits im 19. Jahrhundert begann. Gut belegt ist die Übersiedlung meines Großvaters Ludwig Klein mit seiner ältesten Tochter, Katie, schon vor dem Ersten Weltkrieg, bis seine Frau und die drei anderen Kinder 1921 nachkommen konnten. Als er 1926 starb (Foto), war er der erste von drei Generationen, die in New York beerdigt wurden. Ebenfalls 1921 ging mein Vater zusammen mit Peter „Max“ Wagner und vielen anderen Sekitschern nach Brooklyn. Dort sind meine Eltern, Theresia und Jakob Lohrmann, in Sichtweite des Empire State Buildings, ebenfalls auf jenem Friedhof beerdigt – unweit des Grabes meiner Großeltern Klein und meines Neffen, Gary Judt.

Eigentlich reichen auch meine Erinnerungen bis zurück zur Auswanderung meines Großvaters, da ich ja noch meine 1881 geborene und 1975 in New York gestorbene Großmutter Klein gut kannte. Unter diesen Voraussetzungen ist es verständlich, dass ich mich in erster Linie als New Yorker betrachte. Denn meine prägenden Erfahrungen – frühe Kindheit, High School, College – stammen aus der Zeit in New York, allerdings mit der Ergänzung, dass ich sie meist mit Donauschwaben – hauptsächlich Sekitschern – machte, sei es als Verpacker von Paketen bei den „United Friends of Needy and Displaced Peoples of Yugoslavia“ (von Peter „Max“ Wagner gegründet), oder als Fußballer beim „German-Hungarian Soccer Club“. Es war genau in diesen Räumen des ehemaligen Clubhaus der Mannschaft wo jetzt die Versammlung des Donauschwäbischen Hilfs- & Jugendvereins stattfinden würde.

Auf der Suche nach Verbindungen zwischen den donauschwäbischen Amerikanern und donauschwäbischen Deutschen, stellt sich heraus, dass sie stärker als vermutet sind: an der Oberfläche scheinen sich die beiden Gruppen kaum noch wahrzunehmen. Frägt man sie allerdings danach, ob sie den oder die kannten, werden Erinnerungen wach, die einen engeren Kontakt rechtfertigen würden – ein Kontakt, der, zum Beispiel, von Justine Wittine gepflegt wird.

Als Beweis für eine enge Verbindung, ist die Sprache verräterisch: bei der Versammlung am Pfingstmontag, dem 13. Juni 2011, wurde dort so viel Donauschwäbisch-Englisch gesprochen, wie hier in Deutschland bei ähnlichen Treffen Donauschwäbisch-Deutsch! Und weil die Schwowe anscheinend nicht aus ihrer Haut schlüpfen können, suchen sie nach weiteren Erinnerungsstützen, denn sie möchten keinesfalls auf das verzichten, was ihre Kindheit und Jugend so schön erscheinen lässt. Dafür eignet sich in unserem Fall besonders der genannte Verein.

Die vom 1. Vorsitzenden, George Ritter, geleitete Versammlung begann mit dem Protokoll über eine erstaunliche Anzahl von Veranstaltungen und Reisen die die Mitglieder unternommen hatten oder planten: eine Reise nach Atlantic City mit seinen Spielcasinos im Juni 2011; ein Treffen in Philadelphia, an dem Vertreter aus 20 Städten teilnahmen; eines in Mansfield, Ohio, für September 2011 geplant, zu dem Gäste aus Trenton, New Jersey, eingeladen sind; Besuch einer Aufführung der biblischen Geschichte „Jonah“ in Pennsylvania Dutch Country; ein Frühlingsfest im Mai 2012; und das wichtigste Ereignis: die Stiftungsfeste beider Vereine im Oktober 2011.

Diese Aktivitäten sind nicht nur wegen des Umfangs, sondern auch wegen der Teilnehmer, wovon die meisten noch in der alten Heimat geboren sind, besonders bemerkenswert! Auch die Tatsache, dass deren Zahl noch ganz beträchtlich ist, muss hervorgehoben werden. Die abgebildeten 29 Mitglieder (Foto) sind nur ein Teil der Gruppe. Natürlich wird eben auch die Vergänglichkeit – die eigene wie auch die des Donauschwabentums – zur Motivation beigetragen haben, viele Möglichkeiten zu nutzen, um das Andenken an ihre über 200jährige Geschichte zu wahren.

Ich muss bekennen, dass mich bei jedem Besuch der Zusammenkünfte, sei es in Böchingen oder in New York, der Hauch des „es war einmal“ und der, der Wehmut umweht. Mein Bedauern gilt den ungenutzten Gelegenheiten des gegenseitigen Besuchs der verbleibenden Landsleute. Uns wird wohl erst dann dieses Versäumniss bewusst, wenn es zu spät ist. Wie auch immer – ich wurde gebeten die besten Grüße und Wünsche an die Donauschwaben in Deutschland vom Donauschwäbischen Hilfs- & Jugendvereins in New York zu übermitteln.

Karl Bubenheimer, Heinz Eichhorn, Josef Ganz, Reinhard Konrad, Ani Kuehbauch, Elsa Flenka, Anna Bubenheimer, Richard Hoffmann

       Katharina Kuhner, Anna Sauer, Barbara Kapp, Sophie Schmitt, Eva Ganz, Klara Jaeger, Anna Fischer, Maria Tabor

               Justine Wittine, Magdalena Metzger, Adam Metzger, George Ritter, Matt Kleinhans, Gerda Hoffmann

                                                   Adam Frank, Jacob Judt, Theresa Judt, Magdalene Frank

                                                                    Philipp Kuhner, Helen Walter

 

Eine Erinnerungsreise nach Sekitsch, vom 28.April bis 5.Mai 2011

 

Die Cousins Karl-Heinz Tauss mit seiner Frau Hanne und Manfred Hunsinger mit seiner Frau Gudrun, wagten einen Besuch in der alten Heimat, ahnend, dass es der letzte sein würde. Nach etwa 3-stündiger Fahrt vom Belgrader Flughafen aus im Leihwagen über holprige Straßen, durch Dörfer mit schönen Kirchen, aber auch verfallenen Fassaden, erreichten wir Feketitsch. Wir nächtigten in der Pension "Pipacs", die eingebettet in blühende Tamarisken am Ortsausgang auf Gäste wartet. Der Kuckuck begrüßte uns am nächsten Morgen und stimmte uns heiter. Karl-Heinz'Elternhaus (Bild 1), in dem sich einstens auch die Arztpraxis seines Vaters befand, liegt gleich am Anfang des Ortes Sekitsch, heute Lovcenac. Das graue, äußerlich vernachlässigte Gebäude wirkte als ob niemand mehr darin wohnte. Das Tor war geschlossen, der Briefkastenschlitz geöffnet. Er gewährte einen verstohlenen Einblick in den Hof: Holz, ein altes Auto, viel Herumliegendes. Es ist schon ein eigenartige Gefühl, vor dem eigenen Haus zu stehen und sich wie ein Voyeur zu fühlen. Karl-Heinz zeigte auf ein Fenster, hinter dem einst das Schlafzimmer seiner Eltern lag. Dort starb seine junge, schöne Mutter und Karl-Heinz erinnerte sich, wie er als Vierjähriger seiner Mama ein Liedchen vorgesungen hatte, als diese krank im Bett lag. Er weiß es noch ganz genau, sogar   w o  das Bett stand. Gelebtes Leben, plötzlich wieder präsent! Wir blieben draußen, wurden nicht hinein gebeten, obwohl wir wahrscheinlich beobachtet wurden. Die Mauern wiesen uns ab als wollten sie sagen: "Geht weiter! Eure Zeit ist vorbei, ihr habt hier nichts mehr verloren".

Ein letzter wehmütiger Blick und wir lösten uns.

Gleich nebenan, hinter einem kleinen, grün gestrichenen Gehöft, führt ein Weglein hinauf auf einen Hügel. Einst rutschten unsere "Buben" hier auf dem Schlitten bergab. Nun präsentierte sich der Hang im Maiengrün, übersät mit buntem Blumenflor. Oben prangt mittlerweile eine schöne neue Orthodoxe Kirche (Bild 2) neben einem kleinen Behelfskirchlein. Tage später stattete ich dort einen Besuch ab, ganz alleine. Ein freundlicher Kirchendiener gewährte mir Einblick in das im Inneren noch im Bau befindliche Gotteshaus. Auf dem Weg hinunter konnten wir in einen kleinen Hof mit alten Schweineställen sehen (Bild 3), in ein Ziegengehege und einen wohlbestellten Gemüsegarten. Alle Gärten zeugen davon, dass hier vor allem Selbstversorger leben. Sekitsch, einstens wohlhabend, ist heute Lovcenac, ein armes Dorf. Viele junge Leute haben keine Arbeit, keine Zukunft. In Mali Idjos frühstückten wir: Gebäck aus einer ungarischen Bäckerei und dazu Kaffee in einem serbischen "kafana" bei griechischer Musik. Kurz danach nahm uns ein Kleinlaster die Vorfahrt und Karl-Heinz meinte lakonisch:"So, das w a r  unser Urlaub!"

Zum Glück folgten noch andere Tage voller Erinnerungen und Erlebnissen. An diesem Tag lernten wir den serbischen Bürokratismus kennen. Sechs Polizisten fanden bei unserem Unfall Beschäftigung. Das Krankenhaus und als Schlussakkord das Gericht in Backa Topola füllte danach den restlichen Tag aus. - Verlorene Zeit, aber auch Einblick in andere Strukturen! Auf dem abendlichen Gang zum Essen im Gasthaus "Putnik" in Feketitsch hupte lustigerweise einer der Polizisten und winkte uns freudig zu. Wie schnell man doch Freunde gewinnt! Noch am selben Abend bekamen wir ein neues Auto. Das zumindest funktionierte reibungslos. Am Tag darauf begleitete uns eine sympathische junge Frau - Andrea Kelemen -, die Manfred ein paar Jahre zuvor auf einer Sekitschfahrt kennen gelernt hatte. Sie spricht gut Englisch, Serbisch und Ungarisch und machte so Gespräche mit Einheimischen möglich. Gemeinsam marschierten wir am Brunnen vorbei (Bild 4), an dem die Lovcenacer ihren Wasservorrat zapfen. Er steht am Kreuzungspunkt im Zentrum des Ortes.Auch wir füllten unsere Fläschchen und steuerten auf das Haus zu, das einstens eine florierende Gastwirtschaft beherbergte: Hunsingers Wirtshaus (Bild 5), zugewachsen mit Brennesseln und Löwenzahn, bröckelnde Fassade, eingeknicktes Dachgebälk, kurz vor dem Zusammenfall. Ein wahrhaft trauriger Anblick! 1985, als wir mit den Schwiegereltern dort waren, konnte man das Haus noch betreten, wenngleich es auch schon vernachlässigt war. Jetzt aber ist es eine brüchige Ruine. Manfred und ich ließen es uns nicht nehmen, am letzten Abend durch ein zersplittertes Fenster einzusteigen (Bild 6), da die Eingangstür mit einem Schloss verriegelt war. Die stattlichen Säulen im Hof stehen noch, tragen aber nur mehr zum Teil das Dach. Die Böden der Gemächer, offensichtlich ihrer Kacheln beraubt, sind schmutziger, aufgewühlter Lehm. Hinterlassenschaften in Form von leeren Flaschen und Unrat liegen herum, sind Spuren ungebetener Gäste. Manfred steht traurig und fassungslos inmitten seines verlorenen Erbes. Er sieht sich als Kind unter dem Billardtisch sitzen, während die Erwachsenen oben ihrem Vergnügen nachgehen. Das war die Küche, dies der Tanzsaal..., hier ging es hinab in den Vorratskeller und da hinauf in den Speicher. Er zeigt mir die Stelle, wo seine Tauss-Großmutter aufs Fensterbrett gestützt ihren täglichen Spaziergang mit den Augen machte bis diese zufielen und ein Schlappen nach dem anderen zu Boden fiel. Alles wieder lebendig im Augenblick der Erinnerung!. Aber die Gegenwart holte uns zurück. Ein schwieriger Ausstieg, bewacht von Hanne, lag noch vor uns. Endgültiger Abschied! Das Haus wird in sich zusammenfallen und bald wird sich niemand mehr in Lovcenac daran erinnern, wenn vielleicht ein anderes Gebäude seine Stelle eingenommen hat. So wie auf jenem Gelände, wo einst die Hunsingersche Mühle stand. 1985 standen ihre Mauern noch. Alle Maschinen und brauchbaren Materialien wurden angeblich "von denen da unten" weggeschafft. Irgendwann in den Jahren danach wurde das Gehäuse der Mühle abgerissen. Ein Ziegelbau - vor etlichen Jahren erstellt - steht als Rohbau auf dem Mühlengelände. Der Rest des Grundstücks ist Wildnis. Von einem Haufen alter Dachziegel entnahmen wir einen. Erinnerung an die großelterliche Mühle passt nun in eine Hand! Ein Nachbar, nahe des Hunsingerschen Gasthauses, Herr Nedeljko (Bild 7), lud uns in sein Haus ein. Es war einstens "Zweite Reihe Nr,487 und gehörte David Bensinger. Der gastfreundliche Serbe war erst 2 Jahre alt als seine Eltern 1946 nach Sekitsch verfrachtet wurden. Heute lebt er mit Frau und Tochter und Enkeln in diesem schönen Haus. Er ist sich - das habe ich gespürt - der "Schuld" des Geschehens bewusst, wollte durch seine freundliche Geste "gut machen". Aber was kann  e r  dafür? Er wuchs hinein in eine Situation, die der Krieg ausgelöst hatte. Was bringt es, "Schuld" gegenseitig aufzurechnen?! Die Leidtragenden sind Unschuldige, von Machthabern manipulierte Menschen, ein ganzes Volk. Die Gärten in den Höfen sind ebenso wie die Felder wohlbestellt. Weinlauben ranken über Pergolen. In den Beeten wachsen Salate, Gemüse und Blumen. Aus den Trauben wird eigener Schnaps hergestellt. "Shiveli", Prost! Eine Flasche wurde uns mit auf den Weg gegeben. Mit unserer Wegbegleiterin Andrea fuhren wir zum Essen in ein im Grünen gelegenes Restaurent "Capriolo" in der Nähe von Backa Topola. Viele Fragen wurden gestellt, manche beantwortet. Letztlich bleibt Vieles offen, unbegreiflich, fremd. Und dennoch: Menschen, die sich aus den Gegebenheiten ihr Schicksal basteln, manche couragiert und erfolgreich, andere ergeben. Im milden Licht der Abendsonne fuhren wir noch hinauf zum Friedhof, wo wir am Gedenkmal (Bild 8) für alle verstorbenen Sekitscher einen Wildblumenstrauß in die Vase steckten und jeder auf seine Weise das tragische Schicksal der deutschen Gemeinde in Serbien bedachte, beweinte. Karl-Heinz meinte:"So liegt wohl meine Kato (=Mutter) auch hier begraben". Der Blick hinunter ins "Tellerle" Sekitsch mit der alles überragenden Orthodoxen Kirche zeigte intakte Dächer, aber auch zerfallende. Unsere Wege trennten sich. Karl-Heinz und Hanne zog es noch einmal zurück zum Elternhaus, dessen Bewohner den Besuch verweigerten. Manfred und ich stiegen in die alte Ziegelei ein, wo ich mir aus dem Lehmhang ein paar Brocken des gelblich-ockerfarbenen Lehm-Sand-Gemisches herausbrach. Ein kleines "Sekitsch-Memorial" soll daraus entstehen. Wir bestaunten die alten Dächer der Trockenanlagen für Ziegel. Die Natur hat sich bereits zurück geholt was ihr einst gehörte. Nesseln und Wildkräuter überwuchern das Gelände. Im Inneren der Brennanlage bestaunten wir die gewölbten Gänge, die im Abendlicht so friedlich ihre Schatten warfen. Durch enge, alte Gassen erreichten wir wieder Manfreds Elternhaus. Spuren des Artesischen Brunnens (Bild 9)liegen in einem grünbewachsenen Graben verborgen. Klein-Manfred hatte hier seine kindlichen Verstecke. Über ein Bächlein gelangten wir auf die Straße. Merkwürdig, ein solch kleines Areal birgt so große Erinnerungen!

Am Abend vor dem 1.Mai dröhnte Musik von einer kleinen Kerwe in unser Zimmer. Menschen vergnügten sich, ein Ausgleich zum doch recht tristen Alltag! Der 1.Mai bescherte uns Regen und gleich wurde es kühler. Im Hof der Pension Pipac kochte Gulasch in einem großen gusseisernen Topf über einem improvisierten Feuer. Man erwartete viele Gäste, aber das Wetter machte einen Strich durch die Rechnung. Offensichtlich war noch viel Gulasch übrig, so dass auch wir bei unserer Rückkehr am Abend noch etwas davon abbekamen. Vrbas war unser Ziel am 1.Mai. Dort liegen die Wurzeln von Karl-Heinz' Familie, mütterlicherseits. Seine Mutter Kato war eine geborene Molter. Der Großvater Molter lebte in einem schönen Haus, war Beamter. Heute verkommt dieses Haus (Bild 10), steht versifft zwischen zwei renovierten Häusern. Man hat es einer Nachfahrin zum Kauf angeboten, nachdem die letzte Bewohnerin, die auch aus Montenegro gekommen war, starb. Nun soll für geraubtes Gut von den rechtmäßigen Besitzern gezahlt werden. Verrückt! Ein kleiner Rundgang unter der Führung von Karl-Heinz, vorbei an einer großen Villa, die einst der Familie Baier gehörte, eben Karl-Heinz’ Verwandten, führte über einen lauschigen Platz, eine bestimmte Villa suchend, die bei Kriegsende als Lager diente. Unzählige Kinder waren darin zusammengepfercht. Gegenüber in etwa 3-4 Gebäuden waren etwa 800 Erwachsene untergebracht. Die Villa existiert nicht mehr. Karl-Heinz war aufgeregt. Bittere Erinnerungen kamen hoch. Im Lager waren seine Großeltern Molter, deren Tochter - Schwester von Karl-Heinz' Mutter - und zwei ihrer vier Kinder an Hungertyphus gestorben. Zoltan und Judith blieben übrig. Als Karl-Heinz seiner Cousine Judith begegnete, die nach langen Jahren in Deutschland nach Vrbas zurückgekehrt ist, flossen Tränen. Das Schicksal der Donauschwaben liegt wie ein Schatten über allem. Den Tag in Vrbas beschlossen wir an der alten Mühle des "Schari" (Bild 11), Judiths Vater. Sie zerfällt ganz langsam. Nicht weit davon entfernt liegt der Friedhof. Menschen verschiedener Nationalitäten fanden dort ihre letzte Ruhe.

So viele Geschichten, Eindrücke, Gespräche!

Am 2.Mai kam zum Glück wieder die Sonne heraus. Nach dem Frühstück in einem "kafana" trennten sich unsere Wege. Manfred ging auf Fototour, wollte Häuserfronten fotografieren, um sie später mit den ursprünglichen zu vergleichen. Ich stillte meine Neugier alleine. Nach dem Besuch der Orthodoxen Kirche bog ich zum Bächlein Kriwaja ab (Bild 12). Der Name hatte mich von Anfang an fasziniert. Er klingt so lieblich, unschuldig. Die Kriwaja schlängelt sich durch Sekitsch in idyllischen Windungen mit einem grünen Ufersaum. Sie floß hier bevor die Siedler kamen, sie wird fließen, wenn Menschen die Erde verlassen haben. Aber noch umgibt sie Leben. Mein Weg führte vorbei an einfachsten Hütten, müden Hündchen, alten Leuten, bestellten Gärten, aber auch brach liegenden Streifen. Ein paar Männer versuchten vom Schilf aus ihr Anglerglück. Welche Fische wohl in der Kriwaja leben? Ein Weg, direkt am Wasser entlang, existiert offensichtlich nicht. So schlug ich verwinkelte Weglein ein. Da und dort kam ein renoviertes Haus zum Vorschein. Aber ich sah auch viel Begonnenes und Liegengelassenes. Mein Weg führte an der Peripherie von Sekitsch entlang. Vor den Häusern wachsen Kirschbäume. Aus den Erzählungen der Schwiegereltern weiß ich, dass es früher Kugelakazien waren. Drei Brücklein über den Bach überquerte ich. Zwei fabrikähnliche Gebäude, eines davon vielleicht ein Schlachthof, lagen an meinem Weg, der mich langsam zurück ins Zentrum führte. Im "kafana" schallte orientalisch anmutende Musik aus den Boxen. Junge Männer bevölkerten die Kaffeeterrasse mit großen Gesten sich umarmend, rauchend, Kaffee trinkend. Über was sie sich wohl unterhielten? Der muskeltrainierte Wirt betreibt im Hinterhaus ein Fitness Center mit vielen blitzenden Trainingsgeräten. So findet doch dieser und jener seine Betätigung. Als Manfred wieder zu mir stieß, erkundeten wir gemeinsam die andere Seite von Sekitsch, jenseits der Hauptstraße. Viele schöne alte Fassaden mit Jugendstildekor, zum Teil frisch gestrichen in fröhlichen Farben, verzieren die Häuser, die sich links und rechts der Straße den Hügel hinauf winden. Ein Ehepaar aus Montenegro lud uns ein in ihr schön renoviertes Haus. Sie hatten es vor Jahren selbst gekauft, nachdem die nach  dem Krieg darin Wohnenden wieder zurück in ihre Heimat wollten. Nun, da die Kinder nach ihrem Studium weg sind, wollen auch diese beiden Menschen zurück zu ihren Wurzeln in Montenegro und das Haus steht wieder zum Verkauf für relativ wenig Geld. Ja, wäre es Manfreds Elternhaus in diesem gepflegten Zustand - wer weiß - aber was sollten wir dort? Alles Vertraute, einst Geliebte, ist verschwunden.

Unsere Gastgeber müssen fleißige Leute sein. Alles war sauber und geordnet. Mit Stolz zeigte mir die Hausfrau ihre Räume, die hell im nachmittäglichen Licht lagen. Ein wunderschöner Kachelofen bildet das Herzstück des Wohntrakts. In einem Vorratsraum, den man vom Innenhof aus betreten konnte, sind noch Futtertröge aus Stein mit eingelassenen Ringen zum Anbinden der Tiere, alles frisch gekalkt, heimelig. Da war auch die obligatorische Weinlaube, ein Brunnen, ein wohlbestelltes Gärtchen. Ich bekam ein Sträußchen Maiglöckchen gepflückt und später aus der Vorratskammer im Inneren des Hauses ein Glas eingelegte Pflaumen. Man wollte uns noch bewirten, aber es zog uns weiter, vorbei an großen und kleinen Häusern, teils hergerichtet, teils vernachlässigt. Viele Gassen erstrecken sich über den Hügel. Sekitsch ist größer als ich es mir vorgestellt hatte. Wir liefen auch am Elternhaus meines Schwiegwervaters vorbei, in dem Manfreds Hunsinger-Großmutter 9 Kinder  a l l e i n e  großzog nach dem frühen Tod ihres Mannes. Manfred öffnete einfach das Tor und wir erkannten wieder den alten Ziehbrunnen. Da sich niemand zeigte, zogen wir uns wieder zurück. Weiter unten, neben dem heutigen Kindergarten, steht das Bendersche Haus, in dem Manfreds Cousins Reini und Lore geboren wurden. Reini lebt heute mit Frau Anni in Arizona. Sie haben ihre Heimat nie wieder gesehen. Der heutige Bewohner bat uns hinein in seinen Garten. Da wir des Serbischen nicht mächtig sind, blieb es eine Verständigung mit Gesten. Auf einem altersschwachen Bänklein - im Hintergrund die Schreinerwerkstatt von Reinis Vater, der im Krieg blieb - saßen wir dann noch eine Weile, hätten gerne so viel gewußt, aber... Der Weg führte uns noch einmal nach Mali Idjos zu einer ehemaligen Schulkameradin von Manfred, die nach dem Krieg geblieben war. Sie lebt alleine in einem einfachen Häuschen, konnte sich nicht an Manfred erinnern, freute sich jedoch über den unverhofften Besuch. Ihre Nachbarn, frisch zugezogene Schwaben, die sich ihr Haus gekauft haben und mit westlichem Standard ausgestattet, wollen den Lebensabend hier verbringen, zumal die Ehefrau bis 1970 mit ihren ungarischen Eltern in Mali Idjos gelebt hat. Der Großvater sei Donauschwabe gewesen. Die deutsche Rente erlaube in Serbien ein Leben, das in Deutschland nicht möglich wäre. Ein Beispiel: Eine Masseurin kommt ins Haus und verrichtet ihr Werk für 4 Euro. Wir ließen den Tag bei Palatschinken in einem Landgasthof ausklingen. Viel Stoff für Gespräche und ein wehmütiges Gefühl, weil Abschied genommen werden musste. Unsere Männer waren zurückgekehrt, nicht wirklich angekommen, weil alles so fremd geworden ist. So verließen wir unsere Pension nach fünf ausgefüllten Tagen. Über die Fruska Gora, einem Wald- und Hügelgebiet, in das sich im 15. und 16. Jahrhundert serbische Mönche geflüchtet hatten und dort ihre Klöster bauten, ging die Fahrt zurück nach Belgrad. Dem Kloster Krusedol (Bild 13)statteten wir einen Besuch ab. Lange bestaunten wir die orthodoxen Fresken, entzündeten Kerzen für alle und alles was uns am Herzen liegt. In einem netten Lokal "Restoran Sumski Raj", das wir auf holprigen Wegen erreichten, aßen wir landestypische Wurst und waren satt als das Hauptgericht kam, Fleisch aller Art. Der etwas enttäuschte Wirt packte uns alles ein. Noch ein Stopp im ehemaligen Karlowitz, das an den Ausläufern der Fruska Gora liegt, ein Badeort mit Flair. Unser Hotel im lauten, verkehrsreichen Belgrad, erreichten wir recht abenteuerlich. Träge Polizisten machten keinen Hehl daraus, uns nur ungern oder gar nicht Auskunft geben zu wollen. Belgrad, das mit seinen Plattenbauten noch sehr an die kommunistische Zeit erinnert, hat noch einen langen Weg vor sich, um europäisch zu werden. Viele bröckelnde Fassaden, viel Unrat auf den Straßen. Da hilft auch keine Einkaufs-Prachtstraße mit allen Markenartikel der kunsumorientierten westlichen Welt!Eine Stadtrundfahrt war nicht möglich. Smarte Hostessen in einem leeren Büro ließen uns wissen, dass man diese rechtzeitig anmelden müsse - und außerdem sei ja schlechtes Wetter. So erkundeten wir auf eigene Faust - so weit es unsere Kraft zuließ - den Hügel oberhalb unseres Hotels, gelangten schließlich an die  F e s t u n g s a n l a g e  und erfreuten uns am Blick auf den Zusammenfluss von  S a v e  und  D o n a u  (Bild 14). Es war kalt und wir froren.

Wir trafen uns zum Abschiednehmen mit unseren Schicksalsgefährten in einem nahe gelegenen Restaurant. Fast alle leckeren Gerichte, die in der Speisekarte angeboten wurden, gab es an diesem Abend  n i c h t. So labten uns Hanne und ich an einer Flasche Rotwein, die ihre Wirkung tat. Als wir ein Abschluss-Resumee suchten, meinte Hanne, dass sie ja geahnt habe, worauf sie sich einlassen würde. Aber so viel Tristesse habe sie doch nicht erwartet. Jedoch versteht sie es, allem immer wieder eine positive Seite abzugewinnen. Wir wollen keine Schuld zuweisen, das steht uns nicht zu. Solange Menschen auf diesem Planeten leben, wird es Unrecht geben. Es liegt am Einzelnen,  s e i n e n  Beitrag zum Frieden zu leisten im kleinen Kreis. In uns sind nun Bilder, die immer einmal wieder hervorkommen werden. Aber wir wissen, dass es ein endgültiger Abschied war.

(Text:Gudrun und Manfred Hunsinger)

 

Der nachfolgende Bericht ist dem Sekitscher Bote Nr.3 vom März 1978 entnommen. Dieser Sekitscher Bote stammt aus dem Nachlaß von Herrn Dr.Georg Böhm und wurde eingereicht von Herrn Dipl.Ing. David Taus, geboren in Sekitsch 1936. Er erinnert sich selbst noch an die Zeit als die Kinder zu Gast in Sekitsch waren.

Die Stimme eines Kinderlandverschickten

 

Adolf Janssen aus 2971 Hinte bei Emden schreibt am 17.12.77:

„Über meinen Zwillingsbruder Horst-Werner in Elsfleth erhielt ich vor einigen Tagen das schöne Buch – Sekitsch, erlebte Heimat. -

Mein Zwillingsbruder und ich waren mit der Kinderlandverschickung für ein halbes Jahr von Anfang Oktober 1943 bis Anfang 1944 in Ihrem schönen Ort. Wir waren wie eigene Kinder bei der Familie Heinrich Hunsinger untergebracht. Weiterhin wurden wir ständig bei der Familie Heinrich Jantzen eingeladen, mit deren Sohn Jakob wir noch in Verbindung stehen. Beide Familien haben unendlich viel für uns getan, um uns diese Zeit zu verschönen. Durch sie durften wir eine unvergeßliche und erlebnisreiche Zeit verleben. Auch mit Frau Hunsinger (jetzige Frau Schandek) stehen wir noch in brief- licher Verbindung.Der schöne Ort mit seiner beispielhaften Sauberkeit, das gute Essen und nicht zuletzt die lieben Menschen werden uns immer in schöner Erinnerung bleiben.Es ist erschütternd zu lesen, welche unsagbaren Leiden Ihre Lands-leute erleben mußten und aus ihrer Heimat vertrieben wurden, nur weil sie sich zu ihrem Deutschtum bekannten und auch dafür ein-traten. Daß diese Peiniger und deren Auftraggeber sich nicht verantworten brauchen, ist eine bittere Ironie. Ich bewundere Ihre Landsleute und deren Vorfahren, wie sie aus Sumpf und Ödland eine blühende Landschaft schufen und auch nach der Vertreibung nicht verzagt haben und sich mit beispielhafter Beharrlichkeit durch Fleiß und Tüchtigkeit einen neuen Anfang geschaffen haben.

Freundliche Grüße: Adolf Janssen

Sekitsch

 

von Britta Lampeter für unsere Leser in Deutschland:

 

Im Juni 2011 hatte ich die Möglichkeit mit meiner Oma und anderen Mitgliedern unserer großen Familie nach Lovcenac (früher Sekitsch), Serbien zu reisen. Ich war dort, um ein besseres Verständnis für die Geschichte meiner Familie zu bekommen und wie meine Oma die frühen Jahre ihres Lebens lebte. Zu Beginn dieser Reise dachte ich, es ist, was es ist- eine Reise. Jedoch musste ich schon früh erkennen, dass mir diese Woche fernab von zu Hause mehr bedeuten würde, als ich jemals erwartet habe.

Als eine 22-jährige Frau, geboren und aufgewachsen in den Vereinigten Staaten, hatte ich keinen Vergleich für das, was ich erleben würde. Ich war schon zuvor im Ausland und obwohl ich die Geschichten meiner Oma gehört hatte, war ich dennoch völlig unvorbereitet. Nach Sekitsch zu reisen, setzte alles ins rechte Licht. Die Aspekte meines eigenen Lebens, mit welchen ich zuvor so unzufrieden war, bevor ich nach Serbien reiste, erschienen mir plötzlich so unbedeutend im Vergleich zu dem über was sich meine Oma als Mädchen, viele Jahre jünger als ich es jetzt bin, sorgen musste während ihrer Zeit in Sekitsch.Auf Grund dieser Reise habe ich so viel über die Vergangenheit meiner Oma gelernt, was ich zuvor noch nicht wusste. Ich bin erstaunt über das, was sie in so jungen Jahren erdulden musste, habe Ehrfurcht vor ihrem starken Willen und bin mir bewusst, dass das Leben, welches ich nun führe, begründet ist in den Nöten, die sie erfahren musste. Ich bin stolz sagen zu können, dass ich mit solch einer starken und tollen Frau verwandt bin.

Ich würde jedem der eine Familie in Sekitsch hat, raten, sich die Mühe zu machen zurückzureisen, um zu verstehen, woher sie kommen. Es scheint so, als wäre es nur Geschichte, aber es ist eine Möglichkeit, viel über seine Familie, sich selbst und die unglaublichen Leute zu lernen, die uns das Leben ermöglichten, welches wir heute führen.

Hier ein Bericht von Ilona und Bernd Blechschmidt:

 

Hallo liebe Frau Eisele,

 

Herzliche Grüße aus Neuruppin von Bernd und Ilona Blechschmidt .

Vom 12. bis 16. Oktober waren wir im Zusammenhang mit der Ahnenforschung in Serbien (Feketitsch)– in der alten Heimat unserer Mütter, es war ein tolles Erlebnis. Wir sind mit meiner Cousine Hildegard und Ihrem Mann Paul Dreisewerd mit dem Flugzeug nach Belgrad geflogen und haben dort ein Auto gemietet .

Überall wo wir hinkamen waren die Leute sehr hilfsbereit und freundlich, mit der Verständigung hat es besser geklappt als wir dachten .Mit ein wenig Englisch, Deutsch und Russisch sowie Hände und Füße haben wir eine Menge in Erfahrung gebracht .

Ein Apotheker hat uns zum Haus des Johann Breitwieser gebracht, der gut deutsch spricht und noch über hundert Ecken mit uns verwandt ist .

Meine Uroma Magdalena Bohr geb. Dinges ist eine Tante von Herrn Breitwieser.

Er ist inzwischen auch 80 Jahre alt, früher hat er der Oma Bohr ( geb. Dinges) viel im Haus geholfen, für Holz und Kohlen gesorgt und Ihr den ganzen Schriftkram erledigt, da sie nicht lesen und schreiben konnte. Er war es auch der sie beerdigt hat . Ohne ihn hätten wir das Grab nie gefunden, der ganze deutsche Teil des Friedhofes ist völlig verwildert .

Das Grab hatte nur ein Holzkreuz, dass mehr als 30 Jahren nach der Beerdigung verrottet ist .

Wir haben Herrn Breitwieser, seine Frau und Tochter Erika kennengelernt. Sie waren so gastfreundlich und hilfsbereit, sie haben frischen Maiskuchen gebacken – eine Köstlichkeit!

Das Haus der Oma Bohr existiert nicht mehr – auf dem Grundstück wurden zwei neue Häuser gebaut, die Nachbarin konnte sich aber gut an die Oma erinnern,  denn mein Mann hatte ein altes Foto dabei. Alle waren so nett, sie wollten uns gleich zum Kaffee einladen.

Mit Johanns Hilfe haben wir dann auch das Geburtshaus meiner Mutter, Katharina, ihres Schwester Elisabeth und dem Bruder Karl Krebs gefunden. Meine Mutter hat sich natürlich sehr gefreut und auch das Haus erkannt - leider ist einiges verändert oder abgerissen. Später sind sie in die Nähe der alten Mühle gezogen die auch nicht mehr existiert. Dieses Haus wollten sie ursprünglich kaufen und sind darum nach Deutschland arbeiten gegangen – dann aber in Kränzlin in der Nähe von Neuruppin geblieben .

Meine Mutter hat den Arthesie Brunnen, die Kirchen sowie die Schule wiedererkannt . Sie konnte sich erinnern, dass es einen Weihnachtsmann in der Kirche gab vor dem sie solche Angst hatte, dass sie ganz allein aus der Kirche nach Hause gerannt ist, dort hat sie sich dann versteckt .

 

Das Bohr Haus stand neben dem Krebs Haus ( in der letzten Gasse ), viele Häuser sind in der Straße abgerissen oder umgebaut .Wir waren erstaunt wie groß Feketitsch ist, es geht heute in Sekitsch über. Leider war unsere Zeit zu kurz für die Ahnenforschung, so dass wir noch einmal hinfahren möchten . Hildegards Vater ( Toni Koch )stammt aus Kulpin, die Kirchenbücher konnten wir auf die Schnelle nicht ausfindig machen .

Der Friedhof in Kulpin sah zwar nicht so verwildert aus aber ein Grab der Familie Koch haben wir auch nicht gefunden.

So werden uns Wege mit Sicherheit noch einmal nach Feketitsch und Umgebung führen .

Wir bleiben in Kontakt mit Julia Pap von der Gemeinde Feketitsch, sie war sehr hilfsbereit.

 

Herzliche Grüße von Bernd und Ilona

     
 Blechschmidt`s & Dreisewerd`s  Friedhof Feketitsch        Kriwaja

Bericht von Helga Eisele/Vereinsvorsitzende

 

Liebe Landsleute der Heimatortsgemeinschaft Sekitsch – Feketitsch,

Liebe Leserinnen und Leser des Sekitscher Boten,

5 Jahre Gedenkstein auf dem Weingärtner Friedhof in Sekitsch und Gedenkfeier am 11. Juni 2010

Mein Reisebericht und die Tage in Sekitsch und Feketitsch. Ein kurzer Rückblick auf den Tag der Einweihung des Gedenksteins für die einstigen deutschen Einwohner von Sekitsch am 10.Juni 2005.Es hatte damals geregnet und viele liefen mit Schirm und betrübten Gesichtern den steilen Weg zum Weingärtner Friedhof hinauf. Das Wissen um die vielen Toten und die Menschen denen soviel Unrecht angetan wurde, hatte auch den Himmel betrübt. Allen voran schritt damals die Geistlichkeit und die Vertreter der Kommune Mali Idjos. In diesem Jahr am 11. Juni 2010 war die Gedenkfeier geprägt von einem freundlichen Miteinander und das herrliche warme Wetter hatte die Stimmung angehoben. Auch diesmal war die Geistlichkeit der drei Kirchengemeinden anwesend und die Vertreter der Kommune und die Ortsvertreter der Gemeinde Sekitsch (Lovcenac).Der Ablauf der Gedenkfeier war durch die Ortsgemeinde, durch den Verein „ Neuer Anfang „ und durch die Vertreter der Heimatortsgemeinschaft Sekitsch organisiert worden. Unsere Reisegruppe waren Gustav Becker geb. 1927 in Sekitsch,Gottfried Karbiner geb. 1942 in Sekitsch, Horst Wagner geb. 1941 in Sekitsch. Frau Renate Pfund und Frau Helga Wagner, und später kam ein Ehepaar aus Hedjesch dazu.So hatte ich, als Vereinsvorsitzende, doch eine Reisegruppemit einer guten Zusammensetzung an meiner Seite. Da Herr Becker noch immer sehr gut ungarisch und serbisch spricht, war er mir in vielen Unterhaltungen hilfreich zur Seite. Angefangen hat unser Tag mit einem kräftigen Frühstück im Kultur-haus in Feketitsch. Dort hatten wir unsere Zimmer und wohnten bis zur Abreise in Feketitsch. Für 10.30 Uhr war ein Empfang für uns im Rathaus in Sekitsch vorbereitet. Die Vertreter der Ortsgemeinde und die Geistlichen der Kirchen begrüßten uns. Anwesend war über die gesamte Zeit der Feierlichkeit zur 5.jährigen Gedenkfeier das Fernsehteam vom Sender Belgrad 2 und machte ein Interview über die Arbeit unseres Vereines. Nach dem ersten Wiedersehen und der Begrüßung im Rathaus war die Gedenkfeier für 11 Uhr auf dem Friedhof angesagt.Gemeinsam gingen wir alle wieder den steilen Aufstieg zum Wein-gärtner Friedhof und sammelten uns am Gedenkstein. Dort waren wir eine Gruppe von ca. 30 Personen. Es war ein schöner Anblick für uns, und ich war erleichtert, denn die Gärtnerin hatte tatsächlich auf den genauen Termin hin, die Grabfläche sauber gerichtet und den Blumenschmuck aufgestellt. Bei der Hauptversammlung am 24. April 2010 hatte uns Frau Ilse Dense, (geb. Becker in Sekitsch) spontan eine Spende von EUR 50,-übergeben, und darum gebeten, den Blumenschmuck für die folgende Gedenkfeier zu bezahlen. Die Gemeindeverwaltung Mali Jdjos vertreten durch Herrn Karoly Pal legte zum Gedenken für die Verstorbenen einen Kranz nieder.Zuerst wurden die Andachten durch die Vertreter der Kirchen- gemeinden gehalten. Reformierter Pfarrer Laszlo Harangozo,evangelischer Bischof Arpad Dolinszky aus Subotica, und orthodoxer Pfarrer Jovan aus Lovcenac. Mit dem Segen und dem gemeinsamen Gebet Vater unser im Himmel,geheiligt werde dein Name, wurde die Andacht beendet. Jetzt folgten die Ansprachen von Karoly Pal als Vertreter der Kommune Mali Idos und von mir, für den Verein der Heimat- ortsgemeinschaft Sekitsch – Feketitsch. ( Die Übersetzung in die jeweilige Sprache wurde von Herrn M. Lodi vom Verein Neuer Anfanggemacht.) Herr Karoly Pal brachte das Bedauern zum Ausdruck, daß dieses Unrecht und Leid den ehemaligen Bewohnern von Sekitsch angetan wurde, und durch die Flucht und Vertreibung eine so große Gemeinde mit ihren deutschen Bewohnern, ausgelöscht wurde. Er dankt allen, die in heutiger Zeit wieder kommen und streckt die Hand zur Begrüßung aus. Er fordert mit allen Vertretern der Kirche sowie der Kommune zu einem gemeinsamen Neuanfang auf. Es ist die Zeit gekommen, da über das Unrecht an der damaligen deutschen Bevölkerung gesprochen wird und sie sind bereit ihren Beitrag für die Versöhnung und das freundliche Miteinander zu erbringen. Die neue Generation soll sich für die Heimat ihrer Eltern und Großeltern interessieren und die jetzigen Bewohner sind jedem Besucher gegenüber freundlich und hilfreich im Finden seiner Wurzeln. Mein Beitrag zu der Andacht am Gedenkstein war folgender:

11. Juni 2010,

heute sind wir zusammen gekommen und wollen an 5 Jahre Gedenkstein auf dem Friedhof in Lovcenac, ehemals Sekitsch, und Heimat unserer Familien erinnern.Mit diesem Gedenkstein wollen wir für alle Sekitscher die verstorben sind unsere Erinnerung im Herzen aufrecht erhalten. Wir vom Verein der Heimatortsgemeinschaft Sekitsch /Feketitsch danken allen die uns in diesem Bemühen um Erinnerung unterstützen, und uns ihre Freundschaft zum Ausdruck bringen. Aus dem Gedichtezyklus Donauschwaben von unserem sehr geschätzten Landsmann Philipp Sandles möchte ich gerne ein paar Worte zur Heimat Sekitsch sagen.

Text: „ Heimweh „

Ist auch die Zeit davon geeilt, und mir die Heimat fern,

mein Sehnen doch bei ihr verweilt; ich hab` sie halt so gern.

Wenn auch das Licht des Auges bricht, und mich umgibt die Nacht,

noch endet meine Liebe nicht, sie wächst und wächst mit Macht.

Und wenn mir´s Herz im Leibe bricht -Erinnerung tut weh -

noch weicht der Heimat Zauber nicht, er lockt wie eh und je.

Noch ruht es nicht, mein müdes Herz, wenn auch die Hoffnung schwand.

Trotz tausendfach erlebtem Schmerz, schlägt es für´s Heimatland.

 

............

 

Nach dem Aufstellen der Kerzen und einem Gebet für die Verstorbenen haben wir den Friedhof verlassen.

Der Feierlichkeit auf dem Friedhof folgte ein gemeinsames Mittagessen um 12 Uhr im Kulturhaus in Sekitsch. An den Tischen begannen bereits wieder die Gespräche über das alte Sekitsch und die Gepflogenheiten. Da auch heute noch vieles dort so gekocht wird, wie zur Zeit unserer Eltern, erkennen wir die Donauschwäbische Küche und es schmeckt alles sehr gut. Ich mußte mich vor 12 Uhr kurz von meiner Reisegruppe trennen, da ich noch im Rathaus in Feketitsch zusammen mit Herrn Miklos Lodi, die Ausreisepapiere für die drei Gastkinder abholen mußte. Aber danach hatte auch ich Zeit das angebotene Mittagessen in Ruhe zu genießen. Dem Fernsehteam mußte ich mit einem weiteren Gespräch die Reise der drei Gastkinder und deren Aufenthalt in Deutschland berichten. Es folgte dann eine Einladung durch die Schuldirektorin Frau Jelica Tomasevic, für 18 Uhr in das Kulturhaus in Sekitsch.Dort wurde die 8.Klasse verabschiedet und es war ein Programm mit Aufführungen der Schüler aus Klasse 7 und Folkloregruppen. Zu Beginn der Veranstaltung wurde ich als Vorsitzende der HOG Sekitsch-Feketitsch durch die Schuldirektorin begrüßt und den Eltern und Schülern vorgestellt. Das Projekt des Schüleraustausches mit der HOG Sek.- Fek. wurde vorgestellt und mit Beifall zur Kenntnis genommen. Um 19 Uhr war der offizielle Teil der Feierlichkeit vorbei und meine Sekitscher Mitreisende hatten Lust auf ein Abendessen und einen guten Wein.Wir einigten uns rasch auf ein Abendessen im Gasthaus Pipatsch in Feketitsch. Das Essen ist wie immer sehr gut und Herr Kelemen als Hausherr, begrüßte uns herzlich. Er freut sich immer, wenn die Schwaben kommen, sagt er. Mit einem späteren Umtrunk noch im Kulturhaus in Feketitsch endete unser Tag. Auf die Nachfrage, was machen wir morgen, konnte ich sagen, daß jeder Reiseteilnehmer den Vormittag zur freien Verfügung hat.Denn am Samstag, den 12.Juni war ja in Feketitsch das alljährliche Fest der Kirsche. Alles um die Kirsche wird angeboten, da ja in Feketitsch diese herrlichen schwarzen Kirschen wachsen und auch angebaut werden. Den Vormittag verbrachte jeder mit eigenen Interessen. Besuche bei Freunden und Bekannten und auf dem Markt einkaufen. Ich war in Hedjesch, da ich ja die Gärtnerin noch bezahlen mußte, und dankte ihr für die schöne Gestaltung des Gedenkstein und der Grabfläche. Auch besuchte ich in Hedjesch zusammen mit Herrn Gustav Becker u. Frau Renate Pfund, sowie der Nachbarin Ida Kniss, wieder unsere liebe Christine Dudas (geb.Becker) sie ist die Halbschwester von Gustav Becker, und beide sind in Sekitsch geboren.Herr Becker hatte Tags zuvor, sein Elternhaus in der Affengasse in Sekitsch besucht. Um 14 Uhr mußten wir uns alle wieder im Kulturhaus in Feketitsch zum Mittagessen treffen. Eintopfsuppe mit weißen Bohnen und das herrliche Weissbrot dazu, die Sekitscher wissen wie gut das schmeckt.Es folgte um 14.30 Uhr wieder ein wichtiger Termin für die  Vereinsarbeit. Wir hatten die Gastkinder mit Ihren Eltern zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Zum Kennenlernen und für letzte Fragen zu unserer Reise am nächsten Tag. Es gab köstliche Kuchen, gebacken von den Landfrauen der Ortsgruppe Feketitsch. Herr Becker hat uns das reichliche Kuchenangebot spendiert und somit die Vereinskasse der Landfrauen unterstützt. Dafür gab es dann auch von einer netten Ungarin ein herzliches Dankeschön. Zu dem Kaffeenachmittag kam auch Bürgermeister Robert Csore, denner hatte persönlich sich um dieses Projekt der Gastkinder gekümmert und die Gemeinde Mali Jdjos hatte die Kosten für die Rückreise der Kinder im Fernreisebus von Stuttgart nach Subotica übernommen. Er dankt der Heimatortsgemeinschaft Sekitsch / Feketitsch für dieses wunderbare Projekt die Kinder nach Deutschland einzuladen und er hofft sehr, daß es eines Tages auch Jugendliche von den ehemals deutschen Einwohnern gibt, die gerne ein paar Tage beiFamilien in Sekitsch oder Feketitsch sein wollen.Mit diesen freundlichen Worten verabschiedet sich der Bürgermeister R. Csore und wir erwarten die Kinder mit ihren Eltern am nächsten Morgen zur Abreise um 7 Uhr. Wir verbringen noch eine Weinprobe im Weingut von Miklos Lodiund kaufen auch Wein für Zuhause als Andenken an die schönen Tage in der alten Heimat.Das Feuerwerk im Dorf und ein gemütliches Beisammensein im Kulturhaus beschließt den Tag.

Die Ferienkinder aus unseren alten Heimatorten zu Gast in 71404 Korb vom 13. Juni bis 20. Juni 2010

Am Sonntag, 13. Juni pünktlich um 7 Uhr brachten die Eltern ihre Kinder zum Kulturhaus Feketitsch und die Abschiedstränen rollten bei den Muttis über die Wangen. Werden sie ihr Kind doch eine Woche nicht sehen, die Kinder waren sehr tapfer und überspielten ihr Reisefieber. Unsere Gastkinder waren, Dorottya S., 16 J. aus Feketitsch, Mark C. 14 J. aus Hedjesch und das Kücken Biljana B. 13 J. aus Lovcenac. Sie war noch nie von der Familie getrennt und hatte sehr Heimweh, obwohl ihr alles in Deutschland sehr gefallen hat. Dorottya ist die ganze Woche in Subotica an einer Realschule mit Internat. Ihre Interessen sind Sprachen und Kultur der Länder. Sie reist gerne und war für alles sehr aufgeschlossen. Gerne möchte sie mit 18 J. für ein Jahr in die USA um die Sprache zu erlernen. Sie war es auch, die für alle übersetzen mußte, da Mark nur wenig Deutsch kann und Biljana nur Englisch in der Schulelernt. So haben wir alle voneinander lernen können und die Kinder haben gesehen, daß Fremdsprachen sehr wichtig sind. Alle 3 wollen ihre Deutschkenntnisse verbessern und fleißig lernen. Das Programm für die Kinder war sehr vielseitig und wir habenin einer Woche sehr viel unternommen.Ein Besuch im Daimler-Museum und anschließend noch ein Besuch beimVFB Stadion und Mittagessen in der Vereinsgaststätte. Ein Ausflug in die Wilhelma Stuttgart. Der große Tierpark und die herrlichen Pflanzen hatte den Kindern sehr gefallen, zumal sie noch nie einen so schönen Zoologisch-botanischen Garten besucht hatten. Zu diesen beiden Ausflügen hatten sich auch Doris und Gottfried Karbiner angeschlossen. Sie hatten auch das finanzielle für Speis und Trank übernommen. Mark spielt im Fußballverein in Hedjesch, und wir konnten ihm hier in Korb, auch eine Trainingseinheit beim Korber SC vermitteln.Das war eine tolle Sache, zumal ja in dieser Woche auch bei der Fußballweltmeisterschaft Deutschland gegen Serbien spielen mußte und Serbien gewonnen hat. Trotz Ferien sollte auch die Schule nicht zu kurz kommen und so hatten die 3 Kinder auch an einen Schulbesuch in der G+H Schule in Korb. Sie waren im Englisch-Unterricht und hatten auch in Computer-Technik mitgearbeitet. Insgesamt fanden sie es hier an der Schule sehr laut und lebhaft, sie müssen im Unterricht viel ruhiger sein und die Lehrer sind wesentlich strenger und lassen nichts durchgehen. Im Rathaus in Korb hatte ich von der HOG Sek.-Fek. den Besuch der Gastkinder aus der Vojvodina angekündigt und wir hatten eine Besuchszeit mit Kennenlernen und Interview im Bürgermeisteramt.Auch hatte die Waiblinger Kreiszeitung einen Textbeitrag mit Fotos der Kinder gemacht und auch im Korber Gemeindeblatt waren sie mit Foto und Text erschienen. Sie waren sehr stolz, daß sie von ihrer Reise hierher berichten konnten und dass sie als Gäste vom Verein HOG Sekitsch-Feketitsch im Haus von Helga und Peter Eisele wohnen konnten. Es war für alle Beteiligten eine gute Sache, wir hatten viel Spaß und Freude mit den Kindern und der Abschied für die Rückreise ist uns schwer gefallen.Es waren wirklich sehr liebe und nette Jugendliche mit guter Erziehung und sie waren dankbar für alles was wir ihnen haben zukommen lassen. Die guten Rückmeldungen der Eltern und die Freude der Kinder haben uns gezeigt, daß wir mit diesem Projekt in unserem Verein viel für die Jugend in den Gemeinden der alten Heimat tun können.Im Gegenzug sollten eines Tages auch Jugendliche unserer Landsleute nach Sekitsch oder Feketitsch kommen. Wer Interesse hat kann über eine Anfrage beim Verein HOG Sek.- Fek. mehr erfahren.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Helga Eisele geb. Tauss

1. Vorsitzende

 

 

 

Ein Besuch in Sekitsch (Ein Bericht von Horst Wagner ,geb. in Sekitsch)

 

Nach 66 Jahren schließt sich ein Kreis. Dieser Gedanke ging mir durch den Kopf als ich am Dienstag nach Pfingsten das erste Mal nach der Flucht in Sekitsch war und das Haus meiner Eltern betrat.

Im Oktober 1944 hat meine Mutter, Elisabeth Wagner (geb. Bechtler) und meine Großmutter mit mir, damals 3 ½ Jahre alt, meinen 2 Geschwistern und mit noch anderen Personen Sekitsch mit einem LKW der Wehrmacht verlassen, gerade rechtzeitig bevor die Rote Armee den Ort besetzte.

Ich hatte mich im letzten Jahr viel damit beschäftigt, die geschichtliche Entwicklung von uns Donauschwaben nachzuvollziehen, von der Besiedlung des Ortes bis zur Flucht und der Vertreibung und zu versuchen, die Hintergründe die zu diesem Geschehen geführt haben zu ergründen um das was damals passierte zu verstehen, sofern dies überhaupt möglich ist.

Je mehr ich mich damit beschäftigte desto größer wurde mein Wunsch, den Ort zu besuchen in dem ich geboren wurde und von dem meine Mutter und meine Großeltern immer wieder und mit großer Leidenschaft gesprochen haben, von Sekitsch, ihrer Heimat und auch meiner Heimat, obwohl ich sie damals nicht bewusst erleben konnte.

Begleitet wurde ich von meiner Frau, meinem jüngsten Sohn Gero (31) und einem guten Bekannten, ungarischer Abstammung der in Serbien lebt und mir dabei helfen sollte mit seinen serbischen Sprachkenntnissen.

Schon während der Anfahrt mit dem Auto nach Sekitsch habe ich versucht, die Landschaft in mich aufzunehmen, die endlosen Felder, die dunkle Erde, das flache Land. Und dann sah ich das Ortsschild: Lovcenac. Natürlich wusste ich, warum da nicht mehr Sekitsch draufstand oder Sekic so wie es in meinem Pass steht.

Schließlich hatte ich mich auf den Besuch vorbereitet. Mit der Ortskarte auf dem Stand von 1944 in der Hand, stiegen wir auf dem zentralen offenen Platz (Kreuzung Hauptgasse/Kulaer Gasse ) aus dem Auto. Dieser zentrale Platz hatte jedoch mit dem was ich auf der Karte sah, nichts mehr übereinstimmendes. Jetzt mussten wir uns erst einmal orientieren.

Auf der Karte hatte ich das Haus meines Vaters und meiner Großeltern rot angezeichnet.

Eine junge Frau konnte uns sagen wie wir fahren mussten um die richtige Straße, die Blaza Orlandica zu finden, die auf meiner Karte als die „Tscherwenkaer Gasse“ eingezeichnet ist. Dann standen wir vor einem kleinen Laden, noch unsicher wo diese Häuser nun seien. Wir waren bald umringt von 4 - 5 Menschen, die interessiert die alten Fotos studierten die ich in einer Mappe bei mir hatte. Nach einem längeren Palaver, bei dem ich sehr angespannt war, waren wir im Bild. Ich hatte nur noch ein paar Schritte bis zur Kreuzung zu gehen und dann lag das Haus meiner Eltern vor mir.

Eine ältere sehr überraschte Frau öffnete uns. So langsam taute sie auf und wir konnten uns gut miteinander unterhalten, auch über ihr Schicksal. Es war schon ein besonderes Gefühl mich in einem Garten umzusehen, in dem ich einmal gespielt habe. Anschließend gingen wir zum Haus meiner Großeltern (Georg und Barbara Bechtler), das am anderen Ende der Gasse liegt. Hier wurden wir nach den ersten Erklärungen auch freundlich empfangen und ich konnte endlich den Brunnen im Garten betrachten von dem meine Großmutter immer mit Stolz gesprochen hatte.

Es war mir sehr wichtig den Gedenkstein der Heimatortgemeinde Sekitsch auf dem Weingärtner Friedhof zu besuchen. Während wir noch damit beschäftigt waren uns zu orientieren, hielt ein Auto neben uns und ein junger serbischer Mann stieg aus und kam direkt auf uns zu. Ihn hatten wir Stunden zuvor bei der Suche nach den Häusern kennengelernt. Ich erklärte mit Händen und Füßen mein Anliegen, er informierte sich per Handy und fuhr uns dann voraus zum Friedhof. Gemeinsam besuchten wir die Gedenkstätte. Ich war sehr dankbar für seine spontane Bereitschaft seine Zeit zu investieren um uns den Weg zu zeigen und uns auch auf dem Friedhof zu begleiten.

An einem weiteren Tag besuchten wir Sekitsch noch einmal, diesmal ohne Dolmetscher. Ich wollte mir den Ort noch einmal in aller Ruhe ansehen. Wieder kam es zu einigen spontanen Begegnungen auf der Strasse. Unschlüssig auf einer Kreuzung stehend, welchen Weg wir jetzt einschlagen sollten, sprach uns wieder ein Einheimischer an und fragte ob er uns helfen könnte. Nachdem wir trotz Sprachschwierigkeiten in etwa den Grund unseres Besuches erklärt hatten, wollte er dass wir unbedingt zu seinem Freund mitkommen sollten. Wir haben uns darauf eingelassen ohne zu Wissen was auf uns wartete. Wir landeten im Hof eines Hauses in dem in mehreren Räumen ein Museum entsteht über das Leben unserer Vorfahren in Sekitsch. Dieses ist im Aufbau und wie wir erfuhren ist es von einer Familie Haug initiiert.

Bei unserem weiteren Rundgang kamen wir dann noch mit einem weiteren Mann ins Gespräch. Dieser sprach etwas Deutsch und es stellte sich heraus, dass er gegenüber dem Haus meiner Großeltern wohnt. Er hatte uns bei unserem ersten Besuch gesehen und uns dann spontan auf der Strasse angesprochen. Bei einem gemeinsamen Kaffee lernten wir dann auch noch Herr Radomir Nicolic kennen, den 2 Vorsitzenden des Vereins „Neuer Anfang“ der die Zusammenarbeit zwischen den früheren Donauschwäbischen Dorfbewohnern und ihren Nachkommen und den jetzigen einheimischen Bewohnern fördern soll.

Dieser Besuch hat mich insgesamt sehr berührt, da ich erstmals einiges von dem in Realität sehen konnte, was ich bisher nur aus den Erzählungen meiner Mutter und Grosseltern, aus den Sekitscher Bildbänden und dem Buch „Sekitsch“ erlebte Heimat“ kannte. Dazu trugen auch die Gespräche bei die bei den verschiedenen spontanen Begegnungen geführt wurden. Das Interesse das ich Sekitsch schon immer entgegengebracht habe hat sich bei diesem Besuch verstärkt und es ist mir klar geworden, dass dies nicht mein letzter Besuch in Sekitsch – meinem Heimatort - gewesen sein wird.

 

Feiertag der Ansiedlung von Feketitsch am 12. und 13. November 2010

 Nachfolgend mein Reisebericht über die Tage und die Stimmung in Feketitsch.

Als Nachkommen der deutschen Ansiedler waren wir, die Heimatortsgemeinschaft Sekitsch-Feketitsch eingeladen diese Tage mit den weiteren geladenen Gästen und der Gemeinde Feketitsch zu feiern.

Unsere Reisegruppe bestand aus Sekitschern, da leider keine Mitreisenden aus Feketitsch sich gemeldet haben, bzw. teilnehmen konnten. Diese waren: Helga u. Peter Eisele, Oswald Hartmann u. Marta Wolf, Doris u. Gottfried Karbiner, Nikolaus Sieler.

 Zu uns kam am Freitag noch auf Besuch die ehemalige Gastschülerin der Familie Karbiner. Tamara kommt aus Niš (Serbien) und war über ein Schuljahr zu Gast in Deutschland. Ihr hat es in Deutschland sehr gut gefallen und sie gab bereitwillig Auskunft für andere Jugendliche in Feketitsch, welche sich auch für ein Schuljahr in Deutschland interessieren. Innerhalb eines Jahres hat sie die deutsche Sprache sehr gut gelernt, und sie fühlte sich in unserer Sekitscher Gruppe sehr wohl. Das Schicksal der Donauschwaben und deren Vertreibung aus Sekitsch und Feketitsch, und die Neuansiedlung der Bürger aus Montenegro hatte sie bereits bei ihrem Gastaufenthalt durch Gottfried Karbiner erfahren. Die Gemeindeverwaltung in Feketitsch erwartete von uns einen Beitrag zum kulturellen Programm und eine Ansprache der Vorsitzenden in deutscher Sprache.

Unseren Beitrag zu der Veranstaltung am 12. November 2010 mußten wir kurzfristig planen und so haben wir der Kindertanzgruppe die Noten und Texte von deutschen Kinderliedern geschickt und innerhalb von nur 3 Wochen lernten die Kinder jeweils ein Lied und wollen auch weiterhin diese Lieder in ihr Programm aufnehmen.

Mit meiner Rede erinnerte ich an die Ansiedlung der Deutschen vor 190 Jahren in Feketitsch. Unserer Feketitscher Landsleute mußten ihre alte Heimat verlassen und in eine ungewisse Zukunft gehen.

Wir, die Nachkommen der damaligen Siedler wollen die Erinnerung an die alte Heimat erhalten, aber auch in der heutigen Zeit kommen, um zu erleben wie es jetzt hier ist, und wie die Menschen heute hier leben.

Unsere Bitte an die Leser, daß Sie sich auch weiterhin für die Zusammenarbeit im Verein der HOG Sekitsch-Feketitsch interessieren und auch mit aktiver Zusammenarbeit ihren Beitrag leisten.

 

Liebe Grüße, Helga Eisele

1. Vorsitzende